Moin an alle Foriker,
ich habe den gestrigen Sonntag dazu genutzt, nach Jahren wieder einmal die Gefängnisinsel Robben Island zu besuchen. Ich wollte damit meine negative Einstellung zu dieser Unternehmung entweder bestätigt wissen, ja vielleicht doch nach den Jahren auch positives erfahren.
Gebucht hatte ich die 11:00 Uhr Tour ( R 340,- ) per Internet eine Woche vorher. Ich denke, das war auch gut so, denn von den Tageskassen kamen immer wieder Leute mit leeren Händen zurück.
Der Security Check begann um 10:20 Uhr und ging zügig vonstatten, so dass die DIAS, ein Äppelkahn aus dem letzten Jahrhundert und mit dem wohl auch noch Gefangenentransporte durchgeführt wurden, um 10:45 Uhr ablegen konnte. Toll, dachte ich noch, überpünktlich, aber da wußte ich noch nicht, dass die Überfahrt geschlagene 45 Minuten dauern sollte.
Ankunft auf der Insel also um 11:30 Uhr und die ganze Horde wurde dann entladen und zu den wartenden Bussen dirigiert. Nach weiteren 20 Minuten entschied der Guide die Abfahrt um 30 Sekunden später schon wieder anzuhalten. Das ehemalige Visitors Center, wo Angehörige die Inhaftierten besuchen und sehen konnten, wurde kurz erklärt.
Und weiter ging es mit kurzem Stop am Leprafriedhof mit Erklärung zu der Vergangenheit als Leprakolonie.
Dann kam der Stopp an Robert Sebukwes Haus, in dem er sechs Jahre in Isolationshaft gesessen hatte. " Kennt jemand Robert Sebukwe" fragte der Guide ? Ungläubiges Kopfschütteln und fragende Blicke waren die Antwort. Also kurze Biographie, mit anschließender Weiterfahrt. Aussteigen und besichtigen - Fehlanzeige !
Nach Stops an zwei Kirchen, Schule und Postoffice ging die flotte Fahrt durch das Robben Island Village zur ersten Hauptattraktion: das Refreshment Center.
15 Minuten Aufenthalt, african time, verkündete der Guide. Nach 25 Minuten ging es dann wieder weiter, aber nicht um einen kurzen Abstecher über die Insel, nein zurück durchs Dorf und hin zu dem berüchtigten Kalksteinbruch. Auf dem weg dorthin plötzlich der Ausruf des Guide: eine kleine Schildkröte links vom Bus. Sofort sprang der rechte Teil vom Bus auf, um auf der linken Seite einen Blick auf dieses sensationelle Krötentier zu erhaschen. Der Bus neigte sich dabei bedenklich nach links.Nach Aahs und Oohs, viele hatten glaube ich das Tier selbst gar nicht erkannt und deuteten stattdessen auf Erdhügel und Steine als vermeidliches Reptil, hatten sich alle wieder beruhigt.
Der Stop oberhalb am Steinbruch selbst, kurz und knapp, aussteigen auch hier - Fehlanzeige.
Wir mußten ja schließlich weiter zum Hochsicherheitsgefängnis. Dort nahm uns ein ehemaliger Häftling, der wegen Terrorismus auf Robben Island gesessen hatte, zur Führung in Empfang. In insgesamt 45 Minuten schleuste er uns durch die verschiedenen Sektionen der Haftanstalt und erklärte dabei die Haftumstände und -bedingungen.
An Mandelas Einzelzelle hielt er nur kurz an und jeder konnte einen Blick hineinwerfen. Die Zellennummer 5 war auch diesmal nicht mehr da und auf meine Frage, warum man die Zellennummern entfernt habe kam die lapidare Antwort: das hat man wohl bei den Renovierungsarbeiten einfach überpinselt und nicht für nötig befunden, neue Nummern zu malen.
Mit großen Augen schaute er dann ein Bild an, was ich ihm zeigte und auf dem man die Zelle samt Nummer sehen konnte, wie sie einmal ausgesehen hatte.
Zum Guide selbst ist nur noch so viel zu sagen: er hat sich wirklich Mühe gegeben. Allerdings war seine englische Aussprache mehr als schwer zu verstehen. Leute mit durchschnittlichen Englischkenntnissen hätten glaube ich nur 20 % verstanden und selbst gute Kenntnisse hätten die Quote auf vielleicht 70 % angehoben.
Auch begann er immer wieder schon mit seinen Erklärungen, obwohl die Gruppe noch nicht vollzählig versammelt war.Dies war wohl auch dem Zeitdruck geschuldet, denn nach Ende der Führung drängte er deutlich darauf, direkt zum Hafen zu gehen, weil dort das Schiff zum ablegen warten würde.
Und so war es dann auch. Keine Zeit für den Andenkenshop, gerade mal der Toilettengang wurde noch gestattet. Ansonsten sofort aufs Schiff. Nach weiteren 45 Minuten auf See und insgesamt vier Stunden, war dann auch der Trip beendet.
Von diesen vier Stunden waren wirklich nur die 45 Minuten im Gefängnis selber akzeptabel, der Rest war vergeudete Zeit.
Mein Fazit:
das war definitiv meine letzte Tour nach Robben Island. Das Geld und die Zeit kann man sich getrost sparen. Meine Hoffnung, dass sich irgendwas tourtechnisch verbessert hätte, ist leider nicht eingetreten. Im Gegenteil,ich spürte diesmal den Zeitdruck viel deutlicher, die Besucher einfach nur über die Insel zu schleusen und zu scheuchen. Null Zeit für einen individuellen Stop, schnell weiter, die nächsten Besucher warten schon. Time is Money !
Leider sind die Touren jedoch fast immer ausgebucht, so dass also in absehbarer Zeit keine wirkliche Veränderung zu Erwarten ist.
Grüße
Hilmar
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