Mein überreiches Frühstückspaket aufgefuttert, mache ich mich auf die geschätzt dreiminütige Fahrt zum Hafen von Simon's Town - und höre nicht auf die freundliche Google-Stimme. Tja, und lande prompt vor der Einfahrt der Marinebasis. Die Wache ist zunächst misstrauisch, lacht dann mit mir (oder über mich?) und weist mir freundlich den Weg zum unmittelbar daneben gelegenen Parkplatz.
Der Mitarbeiterin von Apex Shark Expeditions jage ich einen Schrecken ein: ich habe getan, was man nie tun sollte... zu früh kommen. Naja, das kommt davon, wenn man sich an die in den Buchungsunterlagen erwähnte Zeit hält. Dann trudeln auch die anderen Tourenteilnehmer (und -innen, ich will aber nicht auch noch persönliche Reiseberichte gendern müssen
) ein und es kann losgehen. Die Crew ist nett und freundlich, die Sicherheitseinweisung absolviert, wir verlassen den Hafen. Das 15m lange Schiff stampft ein wenig, als wir mit "voller Kraft voraus" zu Seal Island aufbrechen.
Bei der Insel angekommen wird erst einmal der Käfig heruntergelassen und uns wird erklärt, wie wir uns zu verhalten haben: keine Hände, Füße oder Kamerasticks aus dem Käfig strecken, den Hai nicht berühren. No na ned, würde man sagen - offenbar sind derartige Hinweise aber notwendig. Was die für Gäste gehabt haben müssen? Da ich zur ersten Gruppe gehöre, ziehe auch ich den Neoprenanzug an. Irgendwie komme ich mir darin wie ein Michelin-Männchen vor (zum Glück gibt es davon keinerlei Fotobeweise!
), doch es hält erstaunlich warm. Anzug angezogen, nett mit den anderen geplaudert... nur die Haie wollen sich nicht blicken lassen, trotz der leckeren Fischköpfe die wir als Köder hinter uns herziehen. Mittlerweile umkreisen drei Boote mit hoffnungsvollen Hai-Käfigtauchern Seal Island - und ich stelle mit Erstaunen fest, dass man sich tatsächlich an den bestialischen Gestank der über 60.000 Seebären (nein, es ist kein Altersheim alter Seemänner, "Kap-Seebär" ist die deutsche Bezeichnung von "cape fur seal"
) gewöhnen kann. Um meine Kamera nicht einrosten zu lassen, mache ich einige Fotos von Möwen und Kormoranen die unser Boot neugierig umkreisen, auf der steten Suche nach einigen Leckerbissen die für sie abfallen könnten.
Es geht schon langsam auf die Mittagszeit zu als wir sehen, dass auf dem anderen Boot (das dritte hat aufgegeben und ist nach Simon's Town zurückgekehrt) Hektik ausgebrochen ist - offenbar ein Hai gesichtet! Wir manövrieren uns in die Nähe und machen uns bereit: Taucherbrillen auf, in den Käfig und solange über Wasser festhalten, bis der Ausguck an Bord Bescheid gibt, in welche Richtung wir unter Wasser schauen müssen. Zu fünft schweben wir im Käfig. Trotz Bleigürtel fällt es gar nicht so leicht abzutauchen - Haltestangen für Hände und Füße helfen aber. Ab und zu tauche ich testhalber ab, auch um die 4,5 Dioptrien starken Saugnapf-Linsen zu testen, die ich in meiner Maske befestigt habe. Das Wasser ist etwas trüb, man kann aber einige Meter weit sehen.
Nach einigen erfolglosen "Tauchgängen" dann endlich: der Hai ist da! Es ist ein Breitnasen-Siebenkiemerhai und er beäugt uns etwas misstrauisch. Lange dauert die Begegnung nicht an, denn er taucht zum Köder-Korb unterhalb des Käfigs, umkreist ihn langsam und taucht dann in die Tiefe ab. Mir kommt diese Zeit dennoch als unglaublich lang vor - nur habe ich in der Bewunderung des Tieres vergessen, meine Kamera zu aktivieren, sodass nur eine kurze Videofrequenz als "Beweis" zurück bleibt. Aber die Erinnerung, die bleibt im Kopf für immer! Nach einigen Minuten machen wir der anderen Gruppe Platz und auch sie hat Glück, denn der Hai kommt zurück, um den Köderkorb erneut zu untersuchen. Auch die anderen kommen also zu ihrer "Hai-Begegnung". Glücklich uns tropfnass ziehen wir uns an Bord wieder trockene Klamotten an und das Boot macht sich auf die 20-minütige Rückfahrt nach Simon's Town.
Auf Empfehlung der Shop-Mitarbeiterin verschlägt es mich dann zum Mittagessen ins "Salty Seadog". Das eher einfach eingerichtete Restaurant besticht durch tolle Küche, jedenfalls kann ich mich über die Calamari & Chips (wie Fish & Chips, nur statt Fisch kommen eben Kalamari-Streifen auf den Teller) nicht beschweren. Dann zurück in meine Unterkunft, was tun am Nachmittag? Wetterbedingt lasse ich die geplante Cablecar-Fahrt auf den Tafelberg fallen, denn in Kapstadt soll es windig sein. Stattdessen statte ich der einheimischen Piguinkolonie einen Besuch ab. Resultat: die Tiere sehen putzig aus, sie tummeln sich überall, während Besucher der Kolonie nur auf bestimmten Wegen aufhalten dürfen. Die Chinesen-Dichte ist hier hoch, auch hier sind sie mit europäischem Maßstab gemessen unhöflich, drängelnd und setzen gerne ihre Ellbogen ein. Pech gehabt, auch ich besitze zwei dieser Körperpartien und schiebe sie einfach weg, wenn sie schubsen - Aktion-Reaktion, außerdem bin ich größer und dicker, ätsch.
Am liebsten sind aber die Pinguine, wenn sie abends - nachdem auch der letzte Tagestourist die Gegend verlassen hat - auf dem Parkplatz umher watscheln und sich bis zum Guest House hoch wagen. Apropos Guest House: meine unbedingte Empfehlung, auch wegen der Küche. Was Malva Pudding betrifft, ist die Portion gleichermaßen riesig wie lecker. Na ob ich jetzt dick genug bin, um morgen erneut einem Hai gegenüber zu treten und wohlschmeckend zu erscheinen?