Ooooh, das sind aber wirklich viele tolle Komplimente für meinen Bericht! Vielen vielen Dank Euch allen! Da lohnt sich das schreiben noch viel mehr!
Jetzt fühl ich mich ganz doll schlecht, dass ich für den nächsten Teil so lange gebraucht habe. Entschuldigt mich bitte. Ich hoffe es kommt nicht wieder vor. Aber dafür wird der heutige Teil (hoffentlich) wieder spannend. Mit so viel Motivation macht es gleich nochmal mehr Spaß, das zu schreiben. Dem Wunsch nach mehr Bildern komme ich so gut es geht nach!
12. Tag: Primitive Trail Tag 2 – es wird abenteuerlich!
Nach meiner Nachtwache schlafe ich so tief und fest, wie man es sich nur vorstellen kann. Der Sand als Unterlage sorgt dann doch für ein erstaunlich bequemes Bett und die Stille und die frische Luft tun wohl ihr Übriges. Als ich schließlich aufwache, ist es vor allem von der Sonne, die zwar noch tief steht, aber schon ordentlich wärmt. Einen anderen Wecker gibt es nicht. Trotzdem frage ich mich nur vage, wie spät es ist – der Rhythmus, nach dem wir hier leben, ist schon nach knapp einem Tag so natürlich, dass man sofort damit harmonisiert. Er ist ja auch einfach der natürliche Rhythmus. Ich merke, dass die anderen schon auf sind und pelle mich aus dem Schlafsack. Selbst in der Wildnis bin ich noch eine Schlafmütze
Der erste Morgen in der Wildnis ist wieder davon bestimmt, erst einmal herauszufinden, wie eigentlich alles abläuft. Mit einer Dusche ist wohl nicht zu rechnen, aber sich mit Wasser aus der Feldflasche ein wenig übergießen tut es auch. Sofort übernimmt man dabei eine gewisse männlich-wilde Körperhaltung, was ich amüsant finde. Das Frühstück ist Müsli mit Wasser und Milchpulver. Richtige Milch gibt es auch – sie müssen wir nach dem Frühstück zusammen mit dem Fleisch wieder im Sand eingraben, damit sie über den Tag gekühlt bleibt – aber die ist für den Tee. Tee ist offenbar auch in der Wildnis sehr wichtig!
Das Milchpulvermüsli schmeckt bei der richtigen Dosierung, die ich über die nächsten Tage optimieren werde, erstaunlich gut. Der kleine Felsvorsprung ist ein super Frühstücks- Sitzplatz und die morgendliche Atmosphäre am Flussbett ist wunderbar warm und friedlich. Auf einmal erscheint genau der selbe Ort, der in der Nacht noch für Schweißausbrüche gesorgt hat, wieder zahm und überschaubar. Das ist ein Kontrast, der mich immer wieder fasziniert, auch jetzt im Nachhinein noch. Was die Nacht aus einem Ort machen kann. Da versteht man die Atmosphäre der alten Schauergeschichten und Mythen aus früheren Zeiten schon viel besser!
Nach dem Frühstück bitten uns die Ranger, all unsere Sachen in unseren Rucksäcken zu verstauen und alle Fächer gut zuzuknoten. Wir haben einen Tagesausflug vor, bei dem wir unsere Rucksäcke im Camp liegen lassen. Allerdings dürfen wir den Affen in den Felsen über uns wohl kein allzu leichtes Spiel machen. Gestern Abend sind sie mir kaum aufgefallen, trotz der Witze der Amerikanerinnen, dass die Affen sie ‚auf dem Klo‘ angestarrt hätten. Weil sie nach Sonnenuntergang, nach einem wirklich wortwörtlichen Affentheater dann doch sehr schnell ruhig wurden. Aber sie sind da, und sie sind neugierig, daher knoten wir gewissenhaft alles zu. Wir stecken uns eine Ration unseres persönlichen Süßigkeitenvorrates in die Hosentasche, setzen die Hüte auf, behängen uns mit Feldflasche, Fernglas und Fotoapparat. Und dann geht es los. Gleich in der Nähe vom Camp zeigt uns Mpile einen schief gewachsenen Baum, der ganz blank poliert ist, weil ihn die Tiere benutzen, um sich daran zu reiben.
Während wir fasziniert einen skelettierten Büffelschädel betrachten, geht Nunu die Gegend erkunden. Offenbar hat er irgendetwas in der Nähe vom Camp gesehen…wir wissen es nicht genau. Es ist, obwohl es immer noch Vormittag sein muss, bereits sehr warm, und im Moment sehen wir keine Tiere. Mpile erzählt uns, dass wir großes Glück haben mit unseren Sichtungen bisher – es habe schon Trails gegeben, da haben sie fünf Tage gar nichts gesehen, nichtmal ein Impala! Für uns schwer vorstellbar nach den Begegnungen, die wir schon hatten, aber wir schätzen uns umso glücklicher.
Als Nunu zurückkommt, erzählt er, dass er noch einmal beim Camp war, und dort in flagranti die Affenbande erwischt hat, die sich bereits über unsere Rucksäcke hergemacht hatte. Da hat wohl jemand schlecht geknotet! (Ich wars nicht
Einige der Knoten haben sie wohl aufbekommen, und neugierig den Inhalt herausgezogen. Eigentlich erstaunlich, dass sie das einfach so können. Und hartnäckig. Nunu musste wohl mit Steinen auf sie werfen, damit sie unsere Sachen in Ruhe lassen
Eine Kriegserklärung, die ihre Folgen haben wird....
Aber erstmal geht es nun direkt weiter – und zwar bergauf! Wie froh wir sind, unsere Rucksäcke nicht dabei zu haben, denn es wird immer wärmer. So ist es aber eine angenehme Wanderung, bei der wir immer höher genau den Berg hinaufsteigen, an dem unser Camp liegt. Auf dem Weg treffen wir auf eine riesige Echse, die wir beiden allerdings erst nach ungefähr 10 Minuten finden, da wir keine Ahnung haben, was denn ein "Rock Monitor" sein soll und wonach wir schauen sollen. Aber dann finden wir ihn - irgendwann:
Wir kommen auch noch an einem Elefant aus nächster Nähe vorbei, der erstaunlich weit oben am Berg ist, den wir aber mehr oder weniger links liegen lassen. Ein ganz schöner Anstieg, doch dann sind wir oben. Als nächstes müssen wir sogar über eine kleine Felsspalte springen, was mir persönlich etwas Angst macht. Offenbar bin ich die einzige und sage lieber nichts. Aber es lohnt sich, denn wir befinden uns jetzt genau oben auf der Felswand, unter der das Camp liegt. Ein grandioser Ausblick über das Flussbett eröffnet sich.
Anscheinend haben die Ranger auch keine Bedenken, wenn wir direkt am Abhang herumturnen...
Der grandiose Ausblick bleibt auch für die nächsten Stunden noch grandios. Zwei große Elefantenherden ziehen dort unten herum, immer mal wieder stoßen andere Tiere dazu. Ich glaube wir sitzen stundenlang auf dieser Plattform und beobachten die Geschehnisse im Flussbett, die sich langsam entfalten. Die Elefantenherden ziehen gemächlich weiter. Einige Giraffen stehen vorsichtig zwischen den Bäumen. Eine Gruppe junger Elefanten ärgert einige Gnus und Giraffen in der Nähe eines Wasserlochs. Zwischendurch läuft ein Spitzmaulnashorn und sein Junges durch die Bäume auf der rechten Seite. Eine Giraffe wagt sich in Zeitlupe von links Richtung Wasserloch, nur um sich dann doch von einem Jungbullen verjagen zu lassen. Impalas kommen und trinken vorsichtig, sind aber auf der Hut vor Krokodilen und flüchten bald wieder. Es ist wie ein unglaublich langsamer Film, aber wir sind so entspannt, dass wir alle Geduld der Welt haben.
Irgendwann fängt trotz Lichtschutzfaktor 50 mein Rücken an zu brennen und ich begebe mich etwas in den Schatten. Es gibt Mittag – Sandwiches mit Käse und Gurke. Wir sitzen noch eine Weile dort herum, aber es wird immer heißer und drückender. Irgendwann ist es Zeit zu gehen. Der Weg bergab geht schnell, doch bevor wir zurück zum Camp marschieren, machen wir noch einen Abstecher zu dem Wasserloch, das wir von oben gesehen haben. Es ist ganz nah am Camp, aber hinter einer Biegung des Flussbetts. Kurz bevor wir dort sind, gibt Nunu uns Zeichen, jetzt besonders langsam und leise zu gehen. Auf der anderen Seite steht ein Büffel und schaut uns böse an. Darunter ein Krokodil, das wir alle nicht sehen. Doch als wir weiter gehen, sehen wir, was Nunu wirklich gemeint hat. Wir befinden uns ein wenig über dem Wasserloch, und dort unten, nur wenige Meter von uns entfernt, liegt ein Nashorn im Schlamm. Wir halten fast den Atem an, versuchen leise zu sein, doch das Gras ist so trocken, dass es unmöglich ist. Das Nashorn bemerkt uns, und erhebt sich aus seinem Schlammbad. Das Nashorn, die Ranger, die Teilnehmer - alle verharren einen langen Moment in völliger Stille. Nunu bedeutet uns, dass wir hinter ihm einen kleinen Sandabhang heruntergehen sollen. Runter zum Nashorn?! Denn der Punkt am unteren Ende liegt genau in der Schusslinie des Nashorns. Wir bewegen uns wir in Zeitlupe. Das Nashorn starrt uns an. Ich zähle, dass ich die vierte bin und rechne mir aus, dass das Nashorn, wenn es uns wirklich als Bedrohung ansieht, wahrscheinlich die ersten zwei, drei Leute vorbeigehen lassen wird, bis es sich wirklich entscheidet, anzugreifen. Also dann so etwas bei mir. Ich bin ein bisschen nervös, aber ruhig. Mein Vertrauen in Nunu ist schon nach einem Tag enorm. Das geht aber wohl nicht allen so. Hinter mir höre ich Alex schwer atmen, sie sieht extrem nervös aus. Was machen wir hier eigentlich? Aber da muss ich jetzt durch. Als derjenige vor mir genau auf Höhe des Nashorns ist, wage ich mich also auch an den kleinen Abhang. Es sind nur zwei Höhenmeter, aber es ist reiner Sand, und kaum kontrollierbar. Ich denke nur: Ich darf nicht hinfallen, ich darf auf keinen Fall hinfallen! Ich versuche die ganze Zeit über das Nashorn im Blick zu behalten, aber während ich im dort mehr herunterrutsche als alles andere, muss ich kurz den Blick vom Nashorn abwenden. Ein Moment, in dem die Zeit stillsteht. Ein Moment, in dem mein Kopf leer ist. Was sehe ich, wenn ich wieder hinschaue? Aber ich darf nicht hinfallen. Unten angekommen gilt mein erster Blick sofort wieder dem Nashorn. Es steht vielleicht 15 Meter entfernt auf gleicher Höhe, sieht mich direkt an. Ich starre zurück und gehe langsam und vorsichtig weiter. Dann bin ich aus der Schlusslinie heraus und kann durchatmen. Ein unfassbarer Moment.
Als Alex hinter mir durch ist, ist sie gefühlt kurz davor, zusammenzubrechen. Sie ist kreideweiß. So viel Aufregung bei der Hitze ist aber auch wirklich keine gute Kombination. Auf einmal bewegt sich das Nashorn. Aber Nunu wäre kein Ranger, wenn er nicht wüsste, was zu tun. Durch seine unglaubliche Präsenz und anscheinend genau das richtige Schnippsen verjagt er das Nashorn, als wäre es eine neugierige Straßenkatze. Erstaunlich schnell galoppiert es einmal quer durch das Flussbett und verschwindet. Jetzt bin ich traurig, dass ich nicht noch mehr von dem schönen Tier sehen konnte – aber ein Teil von mir ist auch froh, dass es in
diese Richtung gelaufen ist.
Nach diesem neuerlichen Adrenalinstoß ist es dann doch erst einmal Zeit, ins Camp zurückzukehren. Wir fühlen uns alle schwitzig und machen uns Gedanken, wie wir bei dem Wetter so lange ohne Körperhygiene auskommen sollen. Aber Nunu hat da natürlich schon etwas ausgekundschaftet. Er schnappt sich also meinen Freund – was, ohje, pass bloß auf ihn auf Nunu…. – und sie brechen auf zu einer geheimen Mission. Nämlich einige Wasserrinnsale, die noch überirdisch im Flussbett laufen, auszuheben und kleine Pools daraus zu machen. Als wir dazustoßen, freuen wir uns über nichts mehr, als ein Bad in einer 30 cm tiefen Pfütze. Ein bisschen was müssen wir noch ausheben, und Casey und Alex machen sich einen Spaß daraus, vergnügt wie Kleinkinder im Schlamm herumzuwühlen und sich einen Riesenpool auszubaggern, während sie sich zugleich mit Schlamm bewerfen. Ab und zu wird der ein oder andere von fiesen kleinen Käfern gebissen und schreit fluchend auf. Die kleinen Biester laufen in den Pfützen unter Wasser herum. Aber ich bleibe zum Glück verschont. Wir fühlen uns auf eine herrliche Art wie Tiere im Schlammloch. Nunu und Nigel versuchen sich derweil am Fischfang, und nach einigen hin und her gelingt es ihnen am Ende wirklich, ein ordentliches Exemplar zwischen den Schilfhalmen hervorzuziehen. Ich bewundere Nunu dafür, dass er solche Dinge kann, von denen wir einfach so entfernt sind. Ich freue mich schon ein wenig auf den frischesten Fisch der Welt, leider sind die Amerikanerinnen nicht so überzeugt davon, ihn zu essen. Verstehe ich nicht, ich wette sie haben schon 10x eine Fischplatte gegessen, aber diesen frischesten Fisch der Welt wollen sie nicht essen? Nun gut. Vorerst behalten wir ihn und tragen ihn im Kopftopf mit Wasser zurück zum Camp. Nunu will ihn so lange es geht am Leben lassen und erst kurz vor dem Essen in den Fischhimmel befördern.
Zurück im Camp bricht Geschäftigkeit aus, Schlafstätten wollen wiederhergerichtet werden, Badekleidung ausgezogen, Haare gekämmt, Feldflaschen neu gefüllt, über das Abendessen nachgedacht. Und über den Fisch diskutiert. Ein kleiner Höhepunkt ist eine Attacke der Affen, die offenbar beschlossen haben, sich für Nunus Steinwurf heute Morgen zu rächen. Wie zufällig bröckeln einige kleinere Steine vom Felsen herunter und man hört Affengegacker. Nach drei oder vier dieser Vorfälle glauben wir nicht mehr an einen Zufall. Als dann ein Felsbrocken mit locker 25cm Durchmesser in hohen Bögen von der Felswand heruntersaust und direkt neben meiner Schlafstätte landet, haben wir kurzzeitig ernsthafte Sorgen, die Affen würden Mordpläne gegen uns hegen. Doch nach dieser Attacke ist Schluss und wir hoffen, dass die Viecher wirklich nachts schlafen – und rücken sicherheitshalber unsere Betten ein wenig weiter vom Felsen weg.
So wuseln wir alle vor uns hin. Irgendwann sagt jemand in dieser Geschäftigkeit, ganz beifällig… „Oh, there’s an elephant.“ Nach einem kurzen Moment Reaktionszeit wird uns klar, was das bedeutet: Ein riesiger, einzelner Elefant ist nur noch weniger als 50 Meter vom Camp entfernt und läuft direkt von der Seite auf uns zu. Wir sind alle zu sonnengegrillt und badeentspannt, um zu merken was das bedeutet, aber Nunu ist sofort bei der Sache. „Okay, we have to climb up the rocks. Quick.“ Wir sind etwas perplex aber folgen seiner Anweisung und beginnen, absurd wie es ist, die großen Felsbrocken am Fuß der Felswand hinaufzuklettern. Ich habe keine Schuhe an, und keine Zeit gehabt, meine Flip Flops zu holen. Die Felsblöcke sind fast quadratisch und das klettern ist kein Problem, aber kleine Steinchen und Dornen stechen in meine Füße. Nunu wirkt so erstaunlich ruhig, wiederholt aber sehr eindringlich, dass wir uns beeilen sollen. Ich bin schon recht weit oben,Schmerzen sind in dem Moment egal, es muss schnellgehen, und irgendwann werden die Felsblöcke kleiner. Reicht das? Wir sind bestimmt 10 oder 15 Meter über dem Boden und der Elefant ist schon ganz nah. Reglos verharren wir, jeder auf seinem Felsblock, wobei die Zeit dann dch ausreicht, um die Kameras zu zücken. Wir halten fast die Luft an und versuchen, so still zu stehen wie es geht. Der Elefant geht vorbei. Er tritt nicht auf unsere Sachen, er bleibt nicht stehen – aber wir merken, dass er uns ganz genau beobachtet. Langsam, gemächlich, bewegt sich der graue Koloss.
Als wir wieder herunterklettern dürfen, bricht kichernde Erleichterung aus. Wir gewöhnen uns langsam an die Abenteuer, die uns dieser Trail bietet. Aber Nunu bringt uns auf den Boden der Tatsachen. „He could easily have killed us all. But he didn’t.“ Und das beschreibt so gut das Zusammenleben mit den Tieren in dieser Wildnis. Das Nashorn gestern, der Elefant heute – wir sind in ihr Revier eingedrungen, haben es uns hier bequem gemacht, wir sind so viel schwächer als sie. Sie nehmen uns wahr, als andere Tiere, schätzen die Gefahr ab - und respektieren uns. Sie würden uns nicht unnötig angreifen. Und wir sie auch nicht. Und ich fühle so einen König der Löwen Moment – leider nicht dort oben auf dem Felsen heute Mittag,das wäre noch passender gewesen, aber dafür umso stärker. „Aber wir fressen die Antilopen doch!“ – „Ja, Simba. Aber wenn wir sterben werden unsere Körper zu Gras. Und die Antilopen fressen das Gras. Und somit sind wir alle eins, im ewigen Kreis des Lebens.“
Anschließend schafft es der Fisch, vom Kochtopf ins Wasserloch zu springen. Für diese Heldentat wird er mit der Freiheit belohnt.
Der Rest des Abends verläuft ähnlich wie der letzte – es wird gekocht und gegessen, was, das habe ich ehrlich gesagt vergessen, aber es war wieder lecker. Wir bekommen auch noch einmal Besuch vom Nashorn. Es wird dunkel, wir sitzen am Feuer. Eine schöne Routine, die nach dem aufregenden Tag beruhigt und zufrieden macht. Mpile, Alex und Casey ziehen sich schnell zurück, aber wir sitzen noch lange mit Nunu, Nigel, Chris und Barry am Feuer und reden, diskutieren über erstaunlich tiefe Themen, werden sogar philosophisch. Was so ein Trip alles hervorbringen kann, dabei kennen wir uns nicht einmal zwei Tage. Nigel amüsiert dabei mit seinem Expertenwissen und Geschichten, die langsam enthüllen, dass er nach Familientradition wohl eher Großwildjäger geworden wäre, wenn das nicht inzwischen verboten wär. "It's a little embarassing, but my father had an elephant foot as an umbrella stand." Schockiert ist er auch, dass wir in Deutschland nicht einfach so draußen zelten dürfen.
Nach vielen weiteren Geschichten ist es irgendwann Zeit fürs Bett. Ich liefere mir noch ein Höflichkeits-Duell mit Nigel, weil wir beide gerne die letzte Schicht bei der Nachtwache übernehmen wollen – um den Sonnenaufgang zu sehen. Nachdem wir beide jeder etwa fünfundzwanzigmal gesagt haben, dass wir die Schicht
sehr gerne machen würden, aber sie auch
WIRKLICH der andere bekommen kann, ist es mir irgendwann genug und ich ziehe meine Ich-bin-direkter-Deutscher-Jokerkarte und bekomme die letzte Wache. Bis dahin schlafe ich perfekt, denn ich brauche keine Angst vor der tiefschwarzen Dunkelheit der Nacht zu haben. Strategisch ganz gut, denn gerade heute hat uns Nunu eröffnet, dass bei einem Trail, den er gemacht hat, mal ein Leopard in den Felsen hinterm Camp herumgeturnt ist - ungefähr dort, wo wir standen, als wir vor dem Elefanten geflüchtet sind. Und Leoparden greifen wohl durchaus häufiger mal schlafende Menschen an, indem sie ihnen auf den Kopf springen. Weil die nämlich aussehen wie Affen, die sie genau auf diese Art jagen. Ja - also wie gesagt. Die Spätschicht ist gut für meine Nerven