Nach rund 25 Jahren Asien, von Indien bis zu den Philippinen, sind wir dieses Jahr im März zum ersten mal nach Südafrika gefahren. Man findet ja im Netz viele Informationen, insbesonders in diesem Forum, es ist aber trotzdem nicht leicht, in eine neue, doch recht andre Region, einzutauchen . Deshalb möchte ich einfach mal niederschreiben, was ich im letzten Jahr so alles gelernt und erlebt habe, vielleicht ist es ja für den einen oder anderen Südafrika-Quereinsteiger interessant. Da wir wie geschrieben schon oft in Asien waren aber nur das eine mal für 3 ½ Wochen in Südafrika ist der Erfahrungsschatz natürlich sehr unterschiedlich.
Wir wollten, wie die meisten Urlaube in Asien auch, im Februar/März reisen. Da die Hauptsaison in SA im Dezember/Januar ist und bis in den Februar reicht, sind wir etwas später, erst Ende Februar gestartet. Da in dieser Zeit die Malaria im Norden, einschließlich Kruger Nationalpark, ihre Hochsaison hat (Ende der Regenzeit) und die Malaria in SA ein anderes Kaliber ist als in Asien, haben wir beschlossen, nur im Süden, von Port Elizabeth nach Kapstadt, zu fahren, also die Garden Route, wobei wir auch viel in der dahinterliegenden Karoo unterwegs waren. MEHR haben wir von SA nicht gesehen!
Was uns bei den Vorbereitungen mit am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat, ist die Sicherheit. In Asien ist das ja kein Thema (wir fahren ja nicht absichtlich in die gefährlichen Gegenden), Abends im Dunkeln durch die Städte oder am Strand gehen gehört in Asien einfach dazu. Ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, warum das in SA ein Problem sein sollte, wir gehen ja nicht um 3 Uhr morgens durch die Straßen. Nach Gesprächen mit Leuten, die schon in SA waren und diesem Forum
(Der Link ist für Gäste ausgeblendet. Um ihn zu sehen, bitte registrieren!)
wurden dann aber die Unterschiede klar: Die Südafrikaner gehen wenig zum Essen, weder im Alltag noch im Urlaub, sie grillen lieber zuhause. Und wenn sie zum Essen ?gehen?, ?fahren :-)? sie mit dem Auto. Das hat zur Folge, dass, sobald es dunkel wird, kein Mensch mehr zu Fuß unterwegs ist, außer die, die kein Auto haben. Und das sind die Armen (meist Schwarze), von denen wohl die meiste Gefahr ausgeht. Dazu kommt, dass es, da die Südafrikaner so wenig zum Essen gehen, sehr wenige Restaurants gibt. Teilweise gibt es kilometerlange Strände mit Unterkünften, aber keine Restaurants. Selbst in Plettenberg Bay, der Strand-Hochburg an der Garden Route, gibt es auf den ersten Blick nur eine handvoll Restaurants. Deshalb bleibt einem oft gar nichts anders übrig, als auch mit dem Auto zum Essen zu fahren. Ansonsten hatten wir aber auf der Rundfahrt (Mietwagen) nie ein beklemmendes Gefühl oder gar Angst. In Kapstadt waren wir dann durch die aufkommenden Corona-Beschränkungen abends schon recht eingeschränkt, so dass ich die Situation dort nicht beurteilen kann. Fazit: sich nicht verrückt machen lassen, aber die Sicherheits-Situation ist mit Asien überhaupt nicht zu vergleichen, in PERSÖNLICHEN Gesprächen hört man immer wieder, dass die Leute selbst schon Ihres Fotoapparats beraubt worden sind oder Ihre Autoscheibe eingeschlagen wurde, das habe ich in 25 Jahren Asien kein einziges mal erlebt.
Tierbeobachtung: Vermutlich nicht nur für uns ein gewichtiger Grund für einen SA-Urlaub, und es war wunderbar! Wir waren insgesamt 4 Nächte am/im Addo und 2 in einem benachbarten Private Game Reserve und würden das sofort wieder so machen. Der Addo ist faszinierend was Elefanten, Zebras und auch Büffelherden angeht, und im Vergleich zu den Private?s geradezu spottbillig. Dagegen gibt?s im Private halt auch Giraffen, Löwen, Nashörner, Geparden? zu sehen. Alles in allem ein einmaliges Erlebnis. Ich hab? mich gefragt, ob ich mit meinem kleinen Fotoapparat fahren kann oder mir einen mit stärkerem Tele kaufen soll. Ich hab?s bei meiner kleinen Kamera belassen, aber 2 kompakte Ferngläser mitgenommen (meine Frau und ich haben Brillen und brauchen unterschiedliche links/rechts-Korrektur). Und das haben wir total genossen. Wir haben viele Stunden hinter den Ferngläsern verbracht, es wirkt da alles so plastisch, dagegen ist der Blick auf das Foto-Display eher wie Fernsehen. Die Ferngläser waren in unseren Augen das I-Tüpfelchen auf den Safaris. Was man aber beachten sollte: man braucht Zeit. Die Nationalparks sind kein Zoo, auch nicht die Private?s. Man fährt gerne mal eine halbe Stunde rum, ohne auch nur ein einziges Viech zu sehen.
Essen: Man kann in Südafrika hervorragend essen ? vorausgesetzt man isst gerne Fleisch. Es gibt neben Rind auch diverses Wild und natürlich Straußenfleisch, all das ist sehr gut, da wohl alles Tier Auslauf hat. Das Fleisch wird gegrillt, oder auch gegrillt, manchmal bekommt man es auch gegrillt, die Südafrikaner lieben das Grillen! Sehr guten Fisch haben wir an der Küste in Plettenberg bekommen, im Landesinneren ist Fisch dagegen eher exotisch und kommt vom Nordatlantik etc. Schwierig wird es, wenn man was Vegetarisches sucht. Wieso Gemüse essen, wenn überall Tiere rumlaufen, so scheint die Auffassung zu sein. Dass man Gemüse nicht nur roh essen kann, sondern auch kochen, ist nicht weit verbreitet ;-) Lustigerweise war oft ?Griechischer Salat? auf der Speisekarte, der hat auch recht gut geschmeckt und den haben wir öfters Mittag gegessen.
Wenn jemand gerne selber kocht, besser noch grillt, für den gibt es in vielen Guest Houses, und in den Park-Unterkünften sowieso, Grillplätze. Und Kühlschränke mit Gefrierfach sowieso.
Fazit: Fleischesser dürfen sich auf Südafrika freuen, Vegetarier sind in Asien, speziell Indien, eindeutig besser aufgehoben.
Beim Mietwagen haben wir überlegt, ob wir ein normales Auto oder einen Allrad nehmen sollen und haben uns letztendlich für Letzteren entschieden, wenngleich das ins Geld geht. Im Nachhinein bereue ich es nicht, obwohl wir auch ohne Allrad zurecht gekommen wären. Die Hauptstraßen sind allesamt gut, da kann man mit einem normalen PKW problemlos fahren. Bei den Nebenstraßen und insbesonders den Nebenpässen von der Küste ins Hinterland würde es mit einem PKW aber definitiv keinen Spaß machen. Man hat mitunter 20 km Kraterlandschaft am Stück, da heißt es mit dem PKW Schritttempo fahren. Ich würde auf alle Fälle einen SUV mit großen Reifen nehmen, Allrad war insofern beruhigend, da man keine Angst vor schlechtem Wetter bei der Passfahrt haben musste.
Klima: Na ja, eigentlich sollte es Februar/März recht schön sein, wir hatten aber auch schlechtes Wetter. Wir hatten ja gedacht, dass wir baden können, aber das Wasser hatte immer so um die 15 Grad, egal wo wir waren, das war für uns nichts! Anscheinend war dieser Südafrika-Sommer untypisch regnerisch. Man hat uns gesagt, dass es in der Addo-Gegend 2 Jahre nicht geregnet hatte und dann diesen Januar/Februar, also im Hochsommer, 4 Wochen lang teils heftig regnete. Somit war alles saftig grün, wie wir gekommen sind. Für den Wetter-verwöhnten Asien-Urlauber heißt das, dass man mit regnerischem Wetter rechnen muss und das der Planung einen Strich durch die Rechnung machen kann. Wir hatten nur die ersten Unterkünfte in den Nationalparks und die letzten Tage in Kapstadt von zuhause aus gebucht, den Rest erst unten vor Ort. Diese Entscheidung war Gold wert. Erstens konnten wir die Route wettertechnisch etwas umbauen (im trockenen Hinterland fällt ja kaum Regen), außerdem wurde uns immer wieder von der Weingegend vorgeschwärmt und die hätten wir eigentlich aus Zeitgründen weggelassen. So haben wir einige Tage an der Garden Route weggezwickt, was uns wegen dem relativ schlechten Wetter leicht gefallen ist, und haben dafür noch 3 Nächte in Stellenbosch eingelegt, was sehr schön war. Überhaupt die Garden Route, das ist ja auch in diesem Forum zu lesen, ist anders, als man denkt. Aber dass sie sooo anders ist, als man denkt, ist trotzdem erstaunlich. Wenn man auf der N2 fährt, sieht man praktisch nie (!) das Meer. Man muss sich Zeit nehmen, Abstecher machen und wandern, einfach in 2 Tagen von Port Elizabeth nach Kapstadt fahren, kann man sich sparen. Gegenüber der Autofahrt an der Garden-Route N2 ist die Kap-Halbinsel bei Kapstadt der Hammer!
Unterkünfte: Wir waren viel in Guest House?s die gibt?s in SA haufenweise und sind oft sehr schöne Privatunterkünfte, meist mit Frühstück. Da es meist normale, oft auch alte Häuser, sind, sind die Zimmer oft recht unterschiedlich. Im selben Haus mal mit mal ohne Balkon oder Terasse, mal groß mal klein, von hell bis fensterlos. Wie geschrieben hatten wir nur einen Teil von zuhause aus gebucht und es war überhaupt kein Problem, was zu bekommen. Wir haben meist am Vortag, wenn wir gewusst haben, dass wir weiterfahren, angerufen und einfach telefonisch, ohne Anzahlung reserviert. Einmal war dann nur noch ein ?schlechteres? Zimmer frei, dann sind wir weitergefahren. Die Nationalpark-Unterkünfte müssen leider weit im voraus gebucht werden, wir wollten es an der Garden Route dann noch kurzfristig probieren, aber da war praktisch alles voll! Die Besitzer der Guest-House?s waren allesamt sehr freundlich, ohne aufdringlich zu sein. Wir hatten oft einen Pool, und da wir meist schon Mittag ankamen, konnten wir den auch nutzen. Da wie oben erwähnt das Baden im Meer ausfiel, haben wir das sehr genossen.
Allerlei: SA hat (im Winter) nur 1 Std. Zeitverschiebung und auch die Klimaumstellung ist bei weitem nicht so groß wie in Asien ? ein nicht zu unterschätzender Vorteil von SA. Da auch das Essen recht gewohnt ist, hatten wir auch keinerlei gesundheitliche Probleme. Das war in Asien, gerade in Indien, nicht immer so?
Wie eigentlich überall sollte man sich für SA Zeit nehmen. Oft werden in 3 Wochen Kruger + Garden Route + Kapstadt abgeklappert, das ist in meinen Augen eine einzige Hetz. Wir trafen Leute, die von Flughafen zu Flughafen gehetzt sind, Leute die Personen von Aussichtspunkten verscheucht haben, weil Sie es eilig haben und jetzt schnell noch ein Foto machen wollen!
Was die Kosten angeht, da muss man gegenüber Asien ganz grob gesagt 50% drauflegen. Das ist natürlich sehr grob geschätzt, Asien ist ja nicht gleich Asien, ebensowenig ist es in Südafrika überall gleich teuer, aber wenn man jeden Euro umdrehen muss, sollte man es sich schon überlegen, ob SA das richtige Ziel ist.
Ich hoffe, mit diesen Südafrika-Eindrücken aus Sicht eines Asien-Reisenden dem einen oder anderen helfen zu könne, wenn noch Informtionsbedarf besteht, gerne hier nachfragen.