Okay, das wird hier jetzt keine Liebeserklärung an PE, denn diese Stadt hat es nicht unter meine persönlichen Top 3 (Kapstadt, San Francisco, London) geschafft.
ABER es gibt doch viel zu sehen und man kann dort bestimmt ein paar Tage nett verbringen.
Ich habe ja im letzten Beitrag schon meine Meinung zu Shopping, Restaurants, Wetter und meinem Lieblingsplatz kundgetan- heute habe ich vor was zu einigen "Attraktionen" zu schreiben. Und über die "Walk the City" Tour die ich mitgemacht habe und zu den Stränden!
Was tun, wenn man gerade mal keine Lust auf Strand hat, kein Geld mehr zum shoppen da ist oder das Wetter vllt auch nicht so gut ist (auch wenn letzteres glücklicher Weise seeehr selten vorkommt)? Richtig: Man bzw. Frau könnte ja mal was für die Bildung tun und ins Museum gehen.
In PE werden da gleich alle Hellhörig. Man hat dort nämlich ein neues "Musterexemplar". Das
RED LOCATION MUSEUM. Es liegt im ältesten Township der Stadt, New Brighton, und ist architektonisch schon recht außergewöhnlich. Thematisch schwimmt es voll im Strom: Es geht, natürlich, um die Apartheid.
Direkte Umgebung des Museums:
Manche mögen sich nun fragen, warum ich das so abfällig sage, aber ich habe besonders in der Lawson Brown High School und auch in Gesprächen mit vielen Südafrikanern folgendes festgestellt: Mit der Apartheid in SA ist es ein bisschen so wie mit der NS Zeit in Deutschland: Too much is just too much. Irgendwann reichts. Die Kinder die heute zur Schule gehen, die Studenten die heute an den Unis sind, die haben die Apartheid selbst gar nicht mehr erlebt bzw. waren zu klein um sich an irgendwas zu erinnern. Klar gehört es zur Bildung dazu, über die Vergangenheit Bescheid zu wissen. Aber viele sind dem Thema überdrüssig. Sie hören es jedes Schuljahr wieder. Gehen in Museen. Gucken Filme darüber. Und bei diesen Schilderungen habe ich mich immer an meine Schulzeit (ist ja noch nicht so lange her) erinnert und daran, wie wir alle aufgestöhnt haben, wenn es hieß: Unser Thema ist für die nächsten Wochen der Nationalsozialismus. Und es sind nicht nur die weißen, wie man jetzt vielleicht annehmen könnte, die sich auch endlich mal mit was anderem beschäftigen wollen. Es geht wirklich ALLEN so.
Upps, jetzt bin ich ganz schön vom Thema abgekommen, aber so ist das manchmal.
Also: Ich habe versucht (2 oder 3x) das Red Location Museum anzugucken, bin aber leider jedes Mal gescheitert, weil immer irgendwelche geschlossenen Veranstaltungen waren, oder es aus anderen, unerklärlichen Gründen geschlossen hatte.
Bei TripAd. habe ich gerade gesehen, dass genau diese Erfahrung ganz aktuell auch andere gemacht haben. Wer dort hin möchte, sollte sich vorher informieren ob es offen hat. Die Menschen die dort schon waren berichten alle, dass es sich auf jeden Fall lohnt.
Ein weiteres, viel kleineres Museum ist das
"South End Museum" direkt beim Hafen in der Nähe von King's Beach. South End war/ ist ein Stadtteil von PE. Dieser war vor der Apartheid ein Musterbeispiel für das kulturell vielfältige Südafrika, in welchem verschiedene Kulturen zusammen miteinander und nicht nebeneinander leben können. Der Stadtteil war wohl für seine vielen Künstler, Freigeister etc. bekannt. Bis 1965 die Segregation begann, Menschen umgesiedelt wurden und sie nicht mehr im gleichen Stadtteil wohnen durften. Es werden viele Zeitungsartikel, alte Bilder etc ausgestellt und das Museum wird von ehemaligen Bewohnern des Stadtteils geführt. Auch meine Bekannte Ruby (die, die mich aus versehen zu spät beim Flughafen abgeholt hat) ist sonntags oft dort anzutreffen und hilft ehrenamtlich mit, dieses Museum aufrecht zu erhalten.
Besonders rühmen sich die Bewohner der Algoa Bay auch mit ihrem
Bayworld... Wahrscheinlich sind das aber diejenigen, die vor Jahren das letzte Mal dort waren. Es wird noch immer (außen) mit Delphinen geworben, allerdings gibt es diese dort schon seit Jahren nicht mehr.
Ich finde das eher positiv, aber so fehlt trotzdem die Hauptattraktion. Zu sehen sind im Aquarium- Teil ein paar Robben, Pinguine und Schildkröten. Also nichts, was man in SA nicht auch in freier Wildbahn entdecken kann... achso und natürlich Fische, aber mit Fischen kenne ich mich echt nicht aus, keine Ahnung ob die nun besonders sind oder nicht. Im Two Oceans in Kapstadt sind auf jeden Fall mehr Fische zu sehen.
Ansonsten gibt es im Bayworld irgendwie auch noch eine Ausstellung über Dinosaurier und auch eine Ausstellung lauter alter Sachen (der Seefahrer, Treckburen etc). Die Zusammenhänge haben sich mir bis heute nicht offenbart, aber vielleicht habe ich auch nicht lange genug darüber nachgedacht
....
Fazit: Wenn draußen "Land- unter" ist, man keine Shoppingtour machen möchte, keine Lust hat Essen zu gehen, oder ähnliches, dann kann man auch einen Nachmittag im Bayworld verbringen.
Okay, jetzt geht da wohl keiner mehr hin. Naja... müsst ihr selbst wissen.
Ausstellung von allen möglichen Sachen:
Das inzwischen verlassene Delphin- Becken:
Und jetzt kommt noch eine Sache, die ich selbst leider verpasst habe. Habe niemanden gefunden, der mit mir dort hinfahren wollte und alleine hab ich es dann auch nicht gemacht: Das
South African Marine Rehabilitation und Education Centre. Es handelt sich dabei um eine kleine Auffangstation, besonders für Pinguine. Man kann den kleinen Gesellen dort wohl sehr nahe kommen, es sind nur wenige Besucher da und die Pfleger nehmen sich gerne ein wenig Zeit alles zu erklären (zumindest laut dem, was ich von bekannten gehört habe, ich war ja leider selbst NOCH nicht da). Über eine kleine Spende für ihre Arbeit sind die Mitarbeiter dort sehr dankbar.
Was habe ich nicht genannt? Den
Seaview Lion Park, Kragga Kamma Game Park und Addo. Die ersten beiden habe ich auch nicht besichtigt. Seaview ist unter den Einwohnern PE's recht verschrien. Soll wohl Zoo- Mäßig sein. Ich habe wieder niemanden gefunden, der Zeit und Lust hatte mit mir dort hinzufahren, also habe ich es gelassen. Und Kragga Kamma ist irgendwie auch an mir vorbei gegangen. Ich kann also zu beidem nichts sagen. Und zum Addo komme ich in einem späteren Eintrag noch.
Und dann ist da noch der
Boardwalk. Den habe ich auch im letzten Beitrag schon erwähnt. Den genau zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Zunächst ist es ein Hotel, ein Kongresscenter und ein Veranstaltungsgebäude. Mit Casino. Aber dann sind da auch noch verschiedenste Läden, die Touristeninformation, ganz viele verschiedene Restaurants, keine Fahrgeschäfte für die Kleinen, ein Kino, eine Bowlingbahn und bestimmt noch mehr... Und das alles ist um einen künstlichen See gebaut. Es gibt zwei Eingänge, einer direkt an der Straße vom Strand kommend und einer "von Hinten", wo auch ein großer bewachter Parkplatz ist. Dort kann man sein Auto gut bewacht abstellen und bekommt eine Parkkarte ausgehändigt. Ich habe beim ersten Mal lange gesucht, wo ich denn nun die Gebühren bezahlen muss, aber es gibt keine. Die Karte ist nur dafür, dass niemand der ohne Auto gekommen ist, später mit einem Auto fährt, sprich eins klaut.
Der Boardwalk ist vor allem eins: Auch abends sicher. Und touristisch. Aber irgendwie auch ganz nett.
Ich habe mich immer ein bisschen an Disneyland erinnert gefühlt, weil alles, selbst die Pflanzen, einfach zu perfekt aussieht.
Anmerkung: Im Casino kann man bei der Anmeldung einen Startbetrag am Glücksrad gewinnen. Wir waren mit ein paar Leuten dort, haben uns alle als "Neukunden" registrieren lassen und durften dann unser Startkapital erdrehen. Nur deswegen sind wir dorthin gegangen. Ich habe 300R beim Glücksrad gewonnen und am Ende des abends hatte ich fast keinen Verlust gemacht und mir wurden 270R ausgezahlt. War auf jeden Fall witzig!
See mit Hotel im Hintergrund:
Und noch mal von der anderen Seite:
Jetzt will ich auf jeden Fall noch was zur
"Walk the City Tour" sagen. Hier vorweg noch einmal die Anmerkung: Südafrikaner sind seeeehr lauffaul. Behaltet das einfach im Hinterkopf, dann versteht ihr wahrscheinlich einige meiner Ausführungen noch ein bisschen besser.
Während meiner Zeit an der dritten Grundschule (Parson's Hill, viele Kinder aus Motherwell, ziemlich dürftige Ausstattung etc) kam ich eines morgens zur Schule und auf einmal hieß es: "Warum hast du denn keine festen Schuhe an???" Ich guckte an mir herunter und fand, dass meine Kaki- Stoffhose und meine beigen Ballerinas eigentlich ganz schick aussahen ... "Ähm, wieso? Stimmt was nicht?" fragte ich zurück. "Aber wir machen doch heute die Stadterkundung und das ist riiiiiiiichtig viel zu laufen und die Klasse ist extra in Sportsachen gekommen." ... gut, von einer Stadterkundung wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts, das ist wohl an mir vorbei gegangen. Ich beschloss, dass ich in den Schuhen auch locker mal einen ganzen Nachmittag shoppen gehen kann und es für die "Wanderung" auch reichen wird. Ich sollte recht behalten, wie sich später herausstellen wird.
Nach einigem Hin und Her (es fehlte mal wieder noch ein beträchtlicher Teil der Schüler, weil scheinbar deren Sammeltaxi aus Motherwell mal wieder noch nicht angekommen war) gingen wir los. Ja, wir gingen. Bis zur nächsten Bushaltestelle. Der Weg in die Stadt wäre schließlich vieeeel zu weit.
Kurzer Einschub zu den Bussen: Diese wurden für die WM angeschafft, vorher gab es in PE keine Busse, sondern nur Minibustaxis. Es wurden für den "schrecklichen Stadtverkehr" sogar eigene Fahrspuren gebaut und diese an beiden Seiten mit Bordsteinen eingegrenzt. Leider ist der Planer dieser genialen Idee scheinbar mit den Planern vom BER und der Elbphilamonie verwandt. Oder zumindest befreundet: Die Busse waren zu breit für die Fahrspuren, bzw. die Fahrspuren zu schmal für die Busse. Zur WM ist kein Bus in der Busspur gefahren. Inzwischen geht es aber scheinbar. Die Menschen hielten das für südafrikanische Unfähigkeit. Ich habe dann mal angefangen von Berlin und Hamburg zu berichten und sie waren sichtlich begeistert, dass es auch in Europa unfähige Menschen gibt!
Die Busspur in der Mitte der Straße:
Und ein Bus von Innen, kein Unterschied zu deutschen Bussen:
Okay, zurück zur Tour. Startpunkt war das South End Museum, welches wir mit dem Bus erreichten und dort wartete ein Guide auf uns. Er war sehr gut aufgelegt und führte uns zunächst in Richtung Hafen und Campanile.
Die Gruppe (zu Anfang noch sehr gut gelaunt und motiviert):
Der Guide hatte an vielen Stellen kleine Geschichten zu erzählen. Alle merken konnte ich mir leider nicht.
Besonders belustigend für mich war aber folgendes:
Huch, was ist denn das? Eine abgebrochene Straße?? Folgendes war geschehen: Die Stadtverwaltung (oder wer auch immer) wollte gerne eine Hochstraße bauen, was ja auch geschehen ist. Dieser "abgeschnittene" Teil, eine Auffahrt, sollte über das Gelände einer Synagoge gehen, welche dafür abgerissen werden sollte. Es wurde erstmal angefangen zu bauen, aber niemand hatte mit dem enormen Widerstand gerechnet. Synagogen und das dazugehörige Grundstück gelten ja nun mal als Heiliges Land. Also haben sich die Gläubigen durchgesetzt und die Hochstraße wurde trotzdem gebaut, allerdings ohne die Auffahrt. Die wurde einfach nicht weitergebaut.
Auf diesem Bild sieht man ganz rechts ein grünes Gebäude. Das ist die Synagoge:
Wir waren bis hierher ca. 500 Meter gegangen. Die ersten Schüler fragten nach Toiletten, Schatten und etwas zu trinken.
Nächster Halt: Die Campanile. Ein hoher Turm. Er hat auch irgendeine geschichtliche Bedeutung, ich muss aber gestehen, dass ich es gerade nicht mehr ganz zusammen kriege. Google hilft bestimmt weiter, für die, die es gerne wissen möchten.
Natürlich wollten wir Lehrer auf den Turm. Kein Fahrstuhl. Entgeisterte Blicke der Schüler. Ich bin dann einfach mal vorweg gegangen und das konnte dann doch niemand auf sich sitzen lassen, dass nur "die Deutsche" hochgeht. Es kamen alle hinterher. Und auch alle oben an, wenn auch mit viel gutem Zureden.
Der Blick entschädigte dann auch gleich:
Auf dem letzten Bild sieht man das Donkin Reserve. Dort hat Kap Gouverneur Sir Donkin oberhalb des Hafens (Port) zu Ehren seiner Frau (Elizabeth) eine Pyramide aus Steinen gebaut. Und damit auch gleich der Stadt ihren Namen gegeben. Die Fahne ist übrigens nach Aussage des Guides (ich hab es nicht überprüft) die größte National-Flagge auf der südlichen Erdhalbkugel. Aha, wieder ein wenig unnützes Wissen angehäuft. Eigentlich komisch, dass man sich immer genau solche Sachen merken kann, wie wäre es mal mit Vokabeln oder so ...
Als alle wieder vom Turm unten waren mussten wir erstmal Toiletten etc suchen. Dann ging es ca. 200 Meter weiter bis zur Town Hall und wir waren quasi in "Downtown". Ist ganz nett da und scheinbar auch zu Fuß sicher. Wobei ich bei Nacht dort glaube ich lieber nicht unterwegs wäre ...
Eine nette Straße:
Von dort aus ging es dann eigentlich auch schon wieder zurück zum South End Museum. Ich weiß nicht genau wie weit es war, aber es war wirklich nicht viel zu laufen. Und wir sind seeehr langsam gegangen. Die Schüler sahen aber alle so fertig aus, als wenn sie gerade mindestens einen Halbmarathon gelaufen wären. Wir haben dann erstmal Mittagspause bei McDonald's gemacht. Ich hatte übrigens keine Probleme die gesamte Strecke in meinen Ballerinas zu laufen.
Einige Zeit später habe ich mir das Donkin Reserve dann noch mal aus der Nähe angeschaut und auch das berühmte, inzwischen geschlossene Kind Edward Hotel gesehen. Ein wirklich schönes Gebäude, schade das es jetzt so verkommt:
Das war also die Story der "Walk the City Tour". Leider weiß ich nicht mehr wie der Guide hieß und welchem Unternehmen er angehört. Ich würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen. Schade ...
Und jetzt noch ein paar Worte zu den Stränden. Ich bin total "verrückt nach Meer". Sobald ich so viel Wasser und Wellen auf einmal sehe bin ich eh schon glücklich. Also ist es auch ein leichtes mich in der Hinsicht zufrieden zu stellen... Aber irgendwie haben es mir auch die Strände in PE angetan. Man muss sich nur darauf einlassen. Ich finde es total entspannend am Strand zu liegen und auf der einen Seite ist der Hafen, an welchem schwer gearbeitet wird, hinter einem die "pulsierende" Großstadt und vor einem nur die Wellen und das Wasser. Ist mal was ganz anderes irgendwie.
Es gibt verschiedene Strände, einige sind sogenannte "Blue Flag" Strände, was bedeutet, dass sie bestimmte Kriterien hinsichtlich der Wasserqualität, der Sicherheit und der Bewachung erfüllen. Anfangen tut es (von Osten her kommend) mit King's Beach, wo man auch direkt super parken kann. Dort kann man sein Auto abstellen ab dort an der Promenade entlang gehen, bis mann zum Humewood Beach kommt, am Shark Rock Pier entlang und bis nach Summerstrand weiter. Am Wochenende ist die Promenade von Radfahrern und Joggern bevölkert, aber auch unter der Woche habe ich mich dort immer sicher gefühlt. Ich war fast täglich zum joggen dort. Immer mit Blick auf den Ozean laufen, ich habe mich wie im Paradies gefühlt.
Blick vom Pier in Richtung King's Beach/ Hafen:
Und noch mal von noch ein wenig weiter weg, gleiche Blickrichtung. Schlechtes Wetter. Aber auch mal schön, so hat man alles für sich:
Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Südafrikaner bei schlechtem Wetter am Wochenende: Irgendwo Fast Food kaufen, oder ein Picknick mitnehmen, mit dem Auto irgendwo direkt ans Meer ranfahren, im Auto sitzen bleiben, essen und das Meer angucken. Ich hab das auch mal ausprobiert, konnte dem ganzen aber nicht so viel abgewinnen:
Dieses Bild sieht so ruhig aus, dass es fast schon wieder bedrohlich wirkt, ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Es wurde ziemlich früh am morgen aufgenommen, einfach nur schön:
Das wars mal wieder für heute.
Nächstes Mal berichte ich von meinem Tagesausflug in den Addo, zusammen mit einer richtigen Afrikaaner- Familie. Samt Landrover etc!!!