Heute ist das Wetter besser – trocken und immerhin 14 Grad. Vom Parkplatz der Lodge aus sieht man ins Ezulwini-Tal hinunter, es ist grün und wunderschön, dahinter ragen steile Berge auf. Lobamba, die Königsresidenz ist eine verkommene Ansammlung von Blechhütten mit viel Müll. Wir fragen mehrmals nach dem Palast, aber den kennt man hier nicht. Zwei km weiter befinden sich das Parlamentsgebäude und das Nationalmuseum sowie ein kleiner Park, der aber umzäunt ist, wir sehen niemanden, der sich darin aufhält. 8 km weiter kommen wir zur Residenz der Königsmutter, aber davon sehen wir nichts, denn zwei Wachen winken uns am Eingang gleich wieder zurück. Wir sehen nur 2 riesengroße Plätze, auf denen wichtige Zeremonien wie z. B. der Umhlanga Reed Dance stattfinden.
Wir biegen ab ins Malkerns Valley, wo viel angebaut wird, unter anderem Zuckerrohr. Der Swazi Candle Shop, wo die bekannten schönen Kerzen hergestellt werden, ist Teil eines großen Kunsthandwerkermarktes. Viele Menschen, vor allem Frauen, versuchen hier, ihre Sachen zu verkaufen. Es sind jedoch nicht allzu viele Touristen da.
Weiter geht es nach Manzini, das mit 110.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes ist. Hier gibt es einen echten afrikanischen Markt. Da heute Sonntag ist, sind jedoch viele Stände geschlossen. Wir besuchen den Markt einzeln, da wir uns nicht getrauen, unser Auto voller Gepäck unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Interessanterweise findet sich hier kein selbst ernannter Parkwächter, nur ein sehr elegant gekleideter Herr, der mir den Eingang zu dem etwas unübersichtlichen Markt weist und sich wenige Minuten später als der Inhaber eines Andenkenladens im wellblechgedeckten Teil des Marktes entpuppt. Im Erdgeschoß wird die Orangen- und Mandarinenernte eimerweise direkt vom Lastwagen verkauft. Außerdem sehe ich Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika, Tomaten und Maniok. Ich werde angesprochen, warum ich denn alleine unterwegs bin, ohne Mann, ohne Familie. Das sei sehr ungewöhnlich.
Nun müssen wir ordentlich Strecke machen, denn wir wollen heute noch bis St. Lucia in Südafrika kommen. Eine kleine Pause gönnen wir uns unterwegs noch auf einer sehr hübschen Lodge (Nisela). Das Haus ist aus Naturstein erbaut und reetgedeckt, drum herum ist ein gepflegter kleiner Park angelegt, das halboffene Restaurant mit sehr günstigen Preisen bietet einen Blick in die umliegende Landschaft. Hier sitzen tatsächlich auch ein paar Schwarze als Gäste, unter anderem eine Großfamilie mit zickenden Teenie-Mädels, die nicht von ihrem Handy lassen können, sowie zwei Pärchen.
An der Grenze Lavumisa/Golela dauert es etwas, bis wir blicken wo und in welcher Reihenfolge die Formalitäten abzuwickeln sind (Passkontrolle, Ausreisestempel, Gatepass abgeben, Einreisestempel, Passkontrolle, Ausfahrt…) Bald darauf geht es auf der schnurgeraden gut ausgebauten N 2 gen Süden. Die Provinz Kwa Zulu Natal, das Zululand, durch das wir jetzt fahren, ist wunderschön: mittelhohe Berge, Zuckerrohrfelder, Zitrusplantagen, Forstwirtschaft, aber auch immer wieder wildes Buschland, insgesamt sehr grün. Mit der Dämmerung um 17.30 h treffen wir in unserem Quartier ein.
St. Lucia ist eine durchgrünte Villengegend mit kurzen geraden Straßen, die sich im rechten Winkel schneiden, wie auf dem Reißbrett geplant. Es ist gepflegt, sehr ruhig und sicher – außer den Flusspferden, die hier zuhauf leben und nachts schon mal durch den Ort trotten können, um sich am saftigen Rasen gütlich zu tun oder das Wasser aus dem Pool zu saufen. Albert und Ciska, unsere Hosts im Elephant Guest House, warnen uns deshalb auch gleich davor, nachts zu Fuß zum Restaurant zu laufen, obwohl es wirklich nicht weit ist.
Bei einem Willkommenstrunk auf der Terrasse erzählt uns Ciska, was wir hier alles unternehmen können, welche Touren sie empfiehlt und welche Restaurants. Unser Zimmer im 1. Stock ist groß und wunderschön dekoriert, mit einem großen gepflegten Badezimmer und einem Balkon mit Blick in den Garten. Allerdings darf man nichts draußen liegen lassen, weil es sofort von den ums Haus herumturnenden kleinen Vervet-Affen (Meerkatzen) gemopst wird. Aus dem gleichen Grund sollte auch die Balkontüre immer zu sein.
Wir fahren zum Abendessen ins Restaurant „Ocean Basket“ , das zwar den Charme einer MC-Donalds-Filiale hat, aber sehr guten und frischen Fisch serviert.
Hippos und Crocs
Ich sitze gerade auf unserem Balkon und genieße die Morgensonne. In der Ferne hört man den Indischen Ozean rauschen, von gegenüber, aus der Wildnis, dringen Tierlaute herüber, um mich herum zwitschern Vögel. Der Himmel ist herrlich blau, aber noch ist es recht kühl. Wir haben gut geschlafen und sind weder von Affe noch Flusspferd belästigt worden.St. Lucia finde ich ideal für einen längeren Aufenthalt, denn man kann hier viel unternehmen: Eine Bootsfahrt zu den Flusspferden und Krokodilen des St. Lucia-Kanals, ein Zuludorf besuchen, einen Ausflug zum Strand von Cape Vidal machen, durch den Isimangaliso Wetland Park fahren oder den Hluhluwe-Imfolozi Nationalpark besuchen.Heute wird endlich mal gelaufen statt immer nur gefahren: Wir wandern zum Strand vor und laufen von dort über einen Boardwalk über den Estuary (=Flusstrichtermündung) in einem großen Bogen zum Ort zurück laufen. Man lässt Flusslauf und Gezeiten hier weitgehend allein die Landschaft gestalten, daher ist die Mündung zum Meer hin manchmal offen, manchmal zu.
Nach einer Mittagspause im Guesthouse stehen wir erwartungsvoll an der Straße, bis uns ein Jeep zur gebuchten Sundowner Bootstour auf dem Estuary abholt. Es ist ein kleines Boot und der Ranger erzählt interessante Sachen. Zum Beispiel, dass die ganze Gegend hier früher Farmland war und der St. Lucia See nach und nach verlandete. Dann kam Mandela an die Macht und sprach ein Machtwort: diese Gegend, zum Farmland sowieso nicht optimal geeignet, sollte der Natur zurückgegeben werden. Es dauerte einige Jahre, bis der See wieder Wasser führte und die Gegend von Gras überwachsen war. Ideale Voraussetzungen für Flusspferde, sich hier anzusiedeln und kräftig zu vermehren. Und so ist St Lucia heute eines der größten und bedeutendsten Rückzugsgebiete für diese Tiere.
Wir sehen einige wirklich große und prächtige männliche Krokodile, die Weibchen sind kleiner. Krokodile benötigen monatelang und manchmal sogar jahrelang keine Nahrung. Der Rekord liegt bei 4 Jahren. Verdauen können Krokodile sowieso nur, wenn die Körpertemperatur bei 52 Grad liegt. Die Viecher liegen den ganzen Tag in der Sonne, und zwar immer im 90-Grad-Winkel zur Sonneneinstrahlung, damit die Hitzeausbeute möglichst groß ist. So tanken sie Energie und wandeln diese offenbar sogar in Fett um. Sie bewegen sich möglichst wenig, um ihre Energieressourcen zu schonen.
Chamäeleon, über dem Estuary in einem Baum ruhend
Natürlich sehen wir auch Hippos, und zwar reichlich. Ganze Familien schwimmen oder paddeln im Wasser herum bzw. die Großen laufen mit den Beinen direkt auf dem schlammigen Boden. Eine Nilpferdmutter hat ihre Kleinen huckepack genommen und lässt sie auf ihrem Rücken ausruhen. Ein grasender Bulle am Ufer bekommt Angst, als wir uns leise mit dem Boot nähern und springt mit einer für so ein plumpes Tier unglaublichen Geschwindigkeit ins Wasser.
Am recht steilen schlammigen Flussufer beobachten wir einige Zeit später bei Keksen und Kaffee ein paar schlafende Bullen.
Schließlich wachen sie auf, schlecken sich gegenseitig ab – sabber sabber - , gähnen und reißen ihr riesiges Maul auf. Dabei sieht man ihre scharfen Eckzähne, mit denen sie sogar Krokodile von unten aufspießen können. Krokodile greifen also Flusspferde in der Regel nicht an. Dann geht’s ab ins Wasser – also für die Hippos natürlich, nicht für uns.
Godzilla im Anmarsch ...
Flusspferde können ganz untertauchen oder auch nur der Kopf oder die Ohren rausschauen lassen. Kann man dagegen den ganzen Körper des Tieres im Wasser erkennen, so handelt es sich meistens um ein weibliches Tier, das seine Jungen säugt, denn dazu legt es sich auf die Seite. Hippos tragen zwischen 5 und 11 Monaten, das hängt von der Futtersituation ab. Die Kleinen bleiben 8 Jahre bei der Mutter. Das bedeutet, jedes Muttertier hat verschieden alte Kinder um sich herum. Männliche Babys müssen in den ersten 12 Wochen vor den Bullen versteckt werden, da diese sie sonst fressen. Auch später sind sie immer gefährdet, da sie als Konkurrenz angesehen werden, die Weibchen nie.
Auf der Rückfahrt zur Anlegestelle geht die Sonne unter und taucht die Gegend in rosarotes Licht. Es ist sehr ruhig und stimmungsvoll auf dem Wasser.
Besuch in der Gegenwelt
Beim Frühstück können wir heute morgen kleine Äffchen beobachten, die in den Bäumen im Garten herumtollen. Später werden wir von zwei jungen Schwarzen im Jeep abgeholt, denn heute wollen wir ein Zuludorf besichtigen. Kein Schaudorf, in dem traditionelle Tänze und Kunsthandwerk gezeigt werden, sondern ein modernes Dorf, erst vor wenigen Jahren entstanden, in dem ein großer Teil der Menschen lebt, die hier in St. Lucia arbeiten.
Zunächst lässt unsere Führerin, eine junge Frau, den Jeep mitten in der Landschaft halten, weil sie uns die Bedeutung und den Unterschied zwischen niedrigem Gras und dem hohen Riedgras erklären möchte. Dann fahren wir zu einer recht abgelegenen Schule. 1000 Kinder zwischen 4 1/2 und 12 Jahren werden hier unterrichtet. Sie tragen Schuluniform, die je nach finanziellen Möglichkeiten der Eltern recht unterschiedlich ausfällt. Wir besuchen eine Klasse und drücken uns in den schlichten Raum mit Betonwänden, in dem sich 60 quirlige Kinder im Vorschulalter auf dicht gedrängt stehenden Plastikstühlchen quetschen. Die Tochter unserer Führerin geht auch in diese Klasse. Extra für uns lässt die Lehrerin die Kinder im Chor etwas nachsprechen, auf Zulu und Englisch, aber es ist kaum verständlich. Erst als sie „Brother Jacket“ singen, erkenne ich, dass es Englisch ist. Auch die Lehrerin, mit der wir uns in der Pause kurz unterhalten, ist schlecht zu verstehen.
In der großen Pause essen die wohlhabenderen Kinder ihr Pausenbrot, die anderen gucken neidisch zu und müssen bis zur Mittagspause warten. Da gibt es für alle eine kostenlose warme Mahlzeit. 100% der Kinder sind schwarz. Dies ist eine staatliche Schule, aber es gibt auch Privatschulen.
Nach diesem beeindruckenden Schulbesuch fahren wir ins „Dorf“. Ich setze es deshalb in Anführungszeichen, weil es nach unseren Maßstäben bereits eine mittelgroße Stadt ist – 20.000 Einwohner. Aber die Strukturen sind dörflich, es gibt nur eine asphaltierte Hauptstraße, ansonsten nur Sandwege zwischen den weit verstreut liegenden Gebäuden. Es gibt bescheidene Hütten, vor deren Türen der Müll herumliegt, Gruppen von Rondavels, das sind die traditionellen afrikanischen Rundhütten, mit etwas Gras drum herum und recht schöne moderne Steinhäuser mit ummauertem und bepflanzten Garten und einem Auto vor der Tür. Es funktioniert so: der Staat stellt ein kleines Grundstück zur Verfügung und baut ein einfaches Häuschen darauf – sozialer Wohnungsbau auf südafrikanisch. Wer hier einzieht und später zu Geld kommt, weil er z.B. in Durban oder Johannesburg eine Arbeit findet, darf dennoch bleiben und ein besseres Haus auf dieses Grundstück bauen. Solche Häuser haben wir in diversen Entstehungszuständen (von gelagertem Baumaterial über halbfertig bis schon wieder verfallen) gesehen. An insgesamt drei oder vier Häusern sehen wir Parabolantennen. Es gibt einige sehr einfache kleine Läden verstreut im Ort und ganz vorne an der großen Hauptstraße einen Supermarkt, der zumindest von der Größe her diesen Namen auch verdient.
Wir besuchen ein Grundstück, gehen in ein Rondavel. Kaputte altersschwache Möbel an einer Wand, in der Mitte ein breites Bett, auf dem sämtliches Hab und Gut gelagert zu sein scheint. In so einem Rondavel wohnen bis zu 14 Personen. Gekocht wird draußen in einer Art Holzverschlag. Unser Guide muss beim Betreten zuerst ein Huhn daraus verjagen. Wahrscheinlich hat es aus den am Boden herumliegenden Töpfen die angehakten Essensreste herausgepickt. Auf dem Grundstück befinden sich zwei Gemeinschaftstoiletten für die drei Häuser (=3x14 Personen). Im Freien gibt es einen Wasserhahn. Das Wasser ist nicht gut, erzählt die junge Frau, aber was soll man machen, wir benutzen es trotzdem.
Danach fahren wir mit dem Jeep weiter zu einer traditionellen Heilerin, die aus Naturprodukten selbst Medizin herstellt, auf Wunsch auch die Zukunft liest oder mit Verwünschungen etc. behilflich ist. Die völlig angestaubten Glasfläschchen in einem kleinen Regal an der Wand sehen alles andere als vertrauenerweckend aus. Auf diese Heiler schwören die Zulus wohl noch heute, allein in diesem Dorf gibt es 20 bis 30.
die Heilerin mit ihren Insignien
Zum Abschluss unserer Besichtigungstour wird uns noch von drei jungen Männern ein Zulutanz vorgeführt. Wir drei sind die einzigen Zuschauer. Das Ganze findet an einem traditionellen Tanzplatz im Freien unter ein paar dicht stehenden Bäumen statt. Zuerst schlüpfen die drei im Hintergrund aus ihren Jeans, dann erscheinen sie mit nacktem Oberkörper und traditionellem Strohrock vor uns und führen einige beeindruckende Sprünge aus dem Stand zur Trommelmusik vor. Am Ende der Vorführung wird Udo aufgefordert, mitzumachen; er schlägt sich wacker.
Die junge Frau, die uns beide geführt hat, wohnt ebenfalls im Dorf. Sie hat an einem College Tourismus studiert und diese Stelle ist als halbjähriges Abschluss-Praktikum im Rahmen ihres Studiums angelegt. Sie erzählt uns, wie schwierig es ist, eine Arbeit zu finden. Oft bekommt sie nicht einmal eine Antwort. Fürs Bewerben ist das Handy sehr wichtig, denn Post ist unzuverlässig und langsam, Computer gibt es nur wenige. Ihr Traum ist es, ins Ausland zu gehen und sich ein neues Leben aufzubauen.
Nach der Rückkehr in die Gegenwelt von St. Lucia müssen wir diese sehr anderen Eindrücke erst einmal verdauen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto zum Kap Vidal: Dünen, Marschland und ein wunderbarer weiter Strand. Um ½ 5 h sind wir ganz alleine dort. Auf der Rückfahrt sehen wir Kudus, Antilopen, Mangusten und einige vervet monkeys.
Immer der Nase nach
Die Strecke zum Hluhluwe-Imfolozi-Nationalpark ist so gut wie nicht ausgeschildert. Aufs Navi kann man sich nicht verlassen, es will uns partout auf Nebenwegen und auf kürzester Strecke zum Nationalpark bringen, nur dass dort dann eben leider ein Zaun statt eines Einfahrtstors auf uns warten würde. Wir lassen uns aber nicht austricksen und halten – mit Landkarte in der Hand – eisern die Spur. Gegen 7 Uhr früh sind wir am Nyalazi Gate. Nach Erledigung der Formalitäten gibt es erst einmal das Guesthouse-Frühstück aus der Kühlbox, dann fahren wir in den Park ein, zunächst in den östlichen Teil. Die Landschaft ist sehr bergig, es ist hier viel grüner als im Krüger und im Busch können wir bereits einige Blüten entdecken. Wir sehen auch gleich Zebras, Giraffen, Impalas, Mangusten, aber leider kein einziges Nashorn, für das der Park bekannt ist. Auf den nicht asphaltierten Pisten wird es bald immer schwieriger, mit unserem Toyota Corolla zu fahren. Hier hätten wir uns wirklich einen geländegängigen Jeep gewünscht. Die Straßen sind ausgewaschen, weisen tiefe Querrillen und Schlaglöcher auf und sehr oft sitzen wir auf dem Boden auf. Die Flußtäler überquert man auf kleinen Betonbrücken ohne Geländer, davor und dahinter liegt jeweils eine steile Zu- bzw. Abfahrt.
Einmal bleiben wir tatsächlich hängen, da das hinter der Brücke liegende Straßenstück besonders steil und total versandet ist. Um nicht auf dem Boden aufzusitzen, versuchen wir neben der tief eingefahrenen Fahrspur zu fahren. Das ist aber keine gute Idee, wir bleiben stecken und das Rad frisst sich im Sand fest. Das Gute daran ist, dass wir den Wagen aufgrund des Gefälles zurück rollen lassen können, und nicht zum Freibuddeln aussteigen müssen – grrr, hier gibt es schließlich wilde Tiere, und auch wenn ich wahnsinnig gern ein Nashorn sehen würde, muss es nicht gerade jetzt sein. Leider liegt die hinter uns liegende kleine Betonbrücke in einer Kurve und man muss etwas einschlagen, damit man auf dem schmalen Steg nicht über den Rand hinauskommt …. Neeeiiin, doch nicht so rum, genau anders rum musst du einschlagen! Der Göttergatte ist uneinsichtig und erst das Öffnen der Beifahrertür und der Blick auf die schätzungsweise noch 3 Zentimeter Abstand zwischen dem hinteren linken Rad und dem Rand der Brücke (sowie meine lautstark vorgetragene Bemerkung: Wenn du da drüber fährst, musst Du in den Fluss steigen, um das Auto wieder auf die Straße zu wuchten, ich steige da ganz bestimmt nicht rein!) überzeugen ihn, das Lenkrad andersrum einzuschlagen und so landen wir wieder in der Mitte der Brücke.
Doch was jetzt? Die Stimmung ist nicht die allerbeste und die Diskussion schwankt zwischen umdrehen und es mit einem 2. Anlauf in der Fahrspur noch einmal zu versuchen. Umdrehen geht aus Platzgründen nicht, außerdem steht hinter uns bereits ein anderer Kleinwagen und wartet, dass wir endlich diese Flussüberquerung meisten. Nach gefühlten Ewigkeiten kommt die einzige Option – weiterfahren – doch noch zum Einsatz und wir schwitzen Blut und Wasser, als der Corolla sich ächzend und schlingernd seinen Weg durch den Sand hoch auf den nächsten Hügel erkämpft. Geschafft! Wir sind ziemlich durchgeschwitzt und halten oben erst einmal an. Nach einer Weile machen wir uns um den Wagen Sorgen, der hinter uns stand. Er müsste eigentlich demnächst vorbei kommen, aber er kommt und kommt nicht. Todesmutig fahren wir sogar ein Stück im Rückwärtsgang zurück, können den Wagen aber nicht sehen. Wir beschließen, beim nächsten Stopp auf der Hilltop Lodge Bescheid zu geben und fahren langsam weiter.
Nach vielen weiteren schlimmen Pistenabschnitten – das Fahren ist ab jetzt wirklich kein Vergnügen mehr für uns - überholt uns der Kleinwagen, der vorher an der Brücke hinter uns gewartet hatte. Darin sitzt ein älteres südafrikanisches Ehepaar, das uns quietschfidel zuwinkt. Erleichtert kurbeln wir das Fenster runter: „Oh, Sie sind durchgekommen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Wir sind sogar ein Stück zurück gefahren, um auf Sie zu warten.“ Die ältere Dame – deutlich älter als ich! Bestimmt 80! - ist verblüfft:. „Oh, really, did you? That’s very nice, but it’s not necessary. You know, we are used to this kind of roads!“ Spricht’s, kurbelt das Fenster wieder hoch und braust fröhlich davon. Und dabei hatten sie noch nicht mal einen Jeep! Für uns aber gilt nach diesem Erlebnis: ab jetzt in diesem Park nur noch Asphaltstraße! Fotos gibt es von dieser Episode übrigens keine
In der wunderschön gelegenen Hilltop Lodge gibt es bequeme Sessel, Cappucchino und einen ausgestopften Löwen. Leider haben wir nur wenig Aussicht, da Nebel aufzieht. Ein Südafrikaner, der gestern abend vom Memorial Gate her eingefahren ist, erzählt und stolz und glücklich, wieviele Nashörner er gesehen hat. Er erblickt sogar welche auf dem weit entfernten gegenüberliegenden Hügel, aber wir sehen keine. Nachdem wir uns ein wenig von unserem Straßenabenteuer erholt haben, fahren wir noch ein kurzes Stück gen Nordosten. Landschaftlich ist es sehr schön hier, aber leider recht diesig. Einmal können wir eine Gruppe kämpfender Büffel oberhalb von uns an einem Hang sehen. Leider sind die Bilder davon nicht wirklich gut geworden.
Dann geht es die ganze Strecke zurück und in den südwestlichen Imfoloziteil des Parkes. Und dort erblicken wir sie endlich: 2 Nashörner neben der Straße und kurz darauf noch einmal ein einzelnes, das durch den Busch trampelt. Ein toller Anblick, die Tiere sehen absolut friedlich aus, wie sie da mampfend durchs Gras ziehen.
Bei diesem hübschen Vogel hoffe ich wieder auf den Hobbyornithologen Tom! Keine Ahnung - eine Art Fink vielleicht?
An einem Picknickplatz über einer Flussschleife erwartet uns ein sehr großer einsamer Wasserbock. Als wir vorsichtig aussteigen, trollt er sich. Von hier aus sieht man sehr schön ins Tal des Umfolozi River hinunter. Das Wetter ist etwas freundlicher geworden. Kurz nach der Mpila Lodge hört der Asphalt auf und wir drehen um. Im späten Nachmittagslicht fahren wir zurück zum Gate und sehen noch einmal wunderbare Zebras, Mangusten, Impalas, Nyalas und Büffel.
Löwen muss es aber auch hier geben, ein Mann hat heute Mittag in der Hilltop Lodge erzählt, dass er gestern abend bei der Einfahrt in den Park gleich einen Löwen neben seinem Auto hatte.
Die Rückfahrt nach St. Lucia verläuft unspektakulär, allerdings müssen wir auf der Straße immer wieder auf 30 kmh runterbremsen, es gibt eingebaute Bodenwellen, sogenannten Bumpers. Die Route führt teilweise mitten durch die Dörfer und viele Leute queren die Straße oder laufen an ihr entlang. Es fängt schon an zu dämmern und manche der Gestalten am Straßenrand sehen schon etwas abenteuerlich aus. Das ist das einzige Mal, dass ich mich an unsere Zentralverriegelung erinnere und froh bin, dass wir sie haben.
Am Abend erholen wir uns im Ocean Basket von unseren Abenteuern mit leckerem Fisch.
Abschied vom Nordosten
Heute an den Main Beach gefahren, 5 Autominuten von unserem Quartier entfernt. Herrlich, die Flut kommt rein, ein kühler Wind weht, es sind viele Angler da. Wir machen bei bedecktem Himmel einen Strandspaziergang. Eine kleine Touristengruppe reitet am Strand entlang. Das Hinterland ist saftig grün. Herrlich!
Wir besuchen das Crocodile Center, eine Krokodilauffangstation, wo immer wieder Tiere aus Gewässern in der Nähe von Dörfern eingeliefert werden , die den Menschen zu nahe gekommen und gefährlich geworden sind. Hier kann man große und kleine, ganz junge und sehr alte, dicke und dünne, schwarze und grüne Krokodile besichtigen – und man erfährt, dass so manches Krokodil von hier auch schon wieder ausgebrochen ist.
Nachmittags fahren wir noch einmal zum Strand von Cape Vidal, weil es uns da vor ein paar Tagen so gut gefallen hat. Heute ist es fast noch leerer, wir machen Siesta und spazieren am Strand entlang.
Auch heute sind die Brecher wieder beeindruckend. Es baden sogar einige Leute, das Wasser ist warm. Aber wegen der starken Strömungen und der Haie traut sich keiner sehr weit raus. Auf dem Rückweg fahren wir über den schönen abwechslungsreichen Grassland Loop mitten durch Sumpf und Grasland und können noch einen Blick auf den St. Lucia See werfen. Kurz vor der Ausfahrt aus dem Nationalpark sehen wir noch – allerdings etwas weiter entfernt – eine Gruppe grasender Nashörner.
Nun sind die Koffer gepackt und wir verabschieden uns von St. Lucia mit einem Abendessen beim Italiener – auch das gibt es hier. Alfredo macht den Smalltalk mit den Gästen und verwaltet die Kasse höchstpersönlich. Er ist in Johannesburg geboren, seine Eltern waren beide Italiener. Nach St. Lucia kam er vor 19 Jahren. Er liebt Südafrika, meint aber das Land brauche dringend eine neue Regierung. Er hofft dass bei den nächsten Wahlen die andere Partei an die Macht kommt: ab dann ginge es mit Südafrika steil bergauf, so sein Credo. Wir wollen es mit ihm hoffen.