Nach 7 Nächten im Marloth Park hiess es Abschied nehmen. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und fuhren los. Kurzer Pit-Stop in Komatipoort am Supermarkt und Wasser, Wein und Knabbereien gekauft und weiter ging es. An der SA-Grenze flugs ausgereist und in Swasiland wieder eingereist. Es war gar nichts los, der Grenzer war super nett und plauderte etwas mit uns und gab und Fahrttipps und legte uns Nahe, im Infocenter doch Papiermaterial mitzunehmen. Gesagt getan, Broschüre über Swasiland mit Map eingepackt und weiter ging die Fahrt.
Die Broschüre an sich war übrigens ganz informativ, wenn man nicht so wirklich eine Ahnung über die Swasi-Kultur hat. Die kulturellen Grundlagen werden erklärt, ebenfalls wie der König gemeinsam mit seiner Mutter ernannt wird etc.. Daneben sind alle Unterkünfte Swasilands mit Kontaktdaten in einem Verzeichnis aufgelistet - so viel zur touristischen Erschließung des Landes. Generell geben sich die Swasis aber wirklich viel Mühe, das Land und die traditionelle Kultur zu promoten.
Die Strassen zum Hlane waren durch die Bank weg super und so konnten wir vor dem Check-In noch eine Runde im Park drehen. Das Wetter war uns leider nicht so wohlgesonnen, es war überwiegend stark bedeckt aber geregnet hat es zum Glück nicht. Um 14 Uhr checkten wir in unser Group Cottage ein und wählten uns eins der vier Schlafzimmer aus. Der Wohnbereich mit Sofa, Tisch, Esstisch und Stühlen hat keine Fenster sondern ist mit Moskitogittern und -netzen versehen, die Schlafzimmer haben Fenster, Strom gibt es keinen.
Der Gaskühlschrank mit Flamme an der Rückseite erwies sich als absoluter Reinfall, gekühlt hat da nichts
Ein Hotspot ist das Wasserloch beim Restaurant. Bei unserer Ankunft tummelten sich hier etliche Rhinos
Wir machten uns auf zu einer Runde durch den Park, die Strassen waren besonders im oberen Teil in Richtung des anderen Camps doch recht holprig für unseren Audi A3, aber mit ein wenig Feingefühl ging das schon
Die Tierdichte hingegen war recht gering, vermehr spotteten wir Nyalas und Warthogs, im unteren Teil aber auch Rhinos - und die waren ganz schön nah an uns dran.
Abendessen nahmen wir in Buffetform im Restaurant ein, das war ganz lecker. Es gab eine Pilzcremesuppe und als main course Impala, Schwein und Hühnchen sowie Gemüse, Pap mit der typischen Sauce und Reis. Der Nachtisch hatte sorgfältig (wie auch an den folgenden zwei Tagen) Pfefferminzschokolade eingearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wieso die da so drauf abfahren, es schmeckt einfach nur nach Spearmint-Kaugummi mit Schokolade, der Minzanteil hat eine seltsame kristalline Struktur.
Nach dem Abendessen gab eis einen traditionellen Tanz, der von den Angestellten aufgeführt wurde. Ich stehe da normalerweise gar nicht so drauf, habe meist das Gefühl, dass ich um Ach und Krach bespasst werde und dann als Zaungast fungiere. Allerdings machten die Männer und Frauen richtig Stimmung und es war interessant anzuschauen.
Achja, Internet gibts an der Rezeption, es ist unheimlich langsam, funktioniert nur in einem bestimmten Bereich neben dem Restaurant aber zum Mails checken reicht es.
Zurück in der Hütte war alles mit Petroleumlampen ausgeleuchtet, da wir am nächsten Tag um 10 Uhr am Treffpunkt des Mkhaya sein mussten, gingen die Lichter recht schnell aus.
Am nächsten morgen fuhren wir nach dem Frühstück noch eine Runde im Park, bevor wir die ca. 50km zum Treffpunkt des Mkhaya Game Reserve in Angriff nahmen. Die Strecke ist nicht weit, jedoch schließt sie ca. 38km Baustelle mit ein, die auf Gravel zu fahren sind mit Baufahrzeugen, die stellenweise rumstehen und selbstmordgefährdeten Kühen, die die Fahrbahn super finden. Ergo brauchten wir für die Strecke ca. 1,5h und wir waren recht zügig unterwegs.
Am Treffpunkt angekommen holte uns nach kurzer Wartezeit pünktlich Sibu ab, mit dem wir die nächsten 2 Tage auch die Game Drives fuhren.
Das Mkhaya bietet verschiedene Pakete an, es gibt 18, 24 sowie 24h+ Pakete aber auch Tagesbesuche sind möglich. Zwei deutsche Pärchen hatten das 18h Paket gebucht und das ist in meinen Augen nicht lohnenswert. Man kommt um 16 Uhr, macht einen Drive zum Camp, Abendessen und Übernachtung und dann noch ein Drive vor dem Frühstück.
Aber zurück zu uns - man fährt mit seinem Auto in Kolonne zum Farmhouse, wo es abgestellt wird für die Dauer des Aufenthaltes. Man muss hierbei ein (in unserem Fall trockenes) Flussbett durchqueren, das geht mit einem normalen Mietwagen, man muss aber höllisch aufpassen. Mit einem SUV und höherer Bodenfreiheit ist dies sicher einfacher.
Nach einem Begrüßungsdrink hat jeder seine Übernachtungstasche gepackt (große Koffer können nicht mitgenommen werden) und los ging es mit dem Game Drive zum Camp. Glück muss man haben und so sahen wir hierbei bereits unser erstes Black Rhino
Dieses wurde aus dem Krüger in das Reserve gebracht, sein Horn wächst langsam wieder nach. Im Mkhaya wird nicht dehorned.
Im Camp angekommen wurden wir freundlich empfangen und uns wurden vor dem Mittagessen unsere Zimmer gezeigt. Wir hatten eine 2-Personen Hütte mit Doppelbett. Die Hütten sind grundsätzlich offen und haben nur eine halbhohe Steinmauer sowie ein Gatter, das die großen Tiere fernhält. Es gibt auch hier keinen Strom, allerdings gibt es Solarleuchten (haben wir nicht benutzt). Im hinteren Teil ist die Dusche und die Toilette, um die Hütte rum sind ständig Nyalas und Guinea Fowls, Affen gibt es auch (weshalb man sein Handy o.ä. in die Schublade oder den Safe packen sollte, die klauen gerne).Man hat definitiv eine tolle Sicht von der Toilette Hier mal ein paar Bilder:
Nach dem Lunch hatten wir noch Zeit bis zum Afternoon-Drive, so erkundeten wir das Camp (viel gibt es nicht zu erkunden) und einen Animal Hide. Es gibt einen Souvenirshop sowie Infotafeln über Mkhaya, Rhinos und auch, wie teuer es ist, die Tiere anzuschaffen und zu bewirtschaften, Kosten über Zäune, Unterkünfte fürs Personal etc. sodass man mal vorgehalten bekommt, wie teuer so ein Game Reserve eigentlich ist.
Das Mkhaya ist vermutlich mit das teuerste, was man in Swasiland buchen kann, ich hatte aber im Gegensatz zu einigen PGR in SA nicht das Gefühl, dass es utopische Maße annimmt. Im Vergleich zu den PGR in SA ist es auch viel günstiger.
Dann ging es los zum Game Drive und wir sahen u.a. Giraffen, Rhinos und wunderschöne Elands (daher bin ich so frei und füge das Bild hier nochmal an)
(Die Bilder sind von beiden Tagen)
Nach gut 2h waren wir wieder zurück am Camp und genossen noch einen Sundowner vor dem Abendessen. Das Abendessen findet bei gutem Wetter draussen statt am Lagerfeuer, bei schlechtem Wetter unter dem Strohdach, wo sich tagsüber Unmengen an Fledermäusen tummeln, die abends dann zum Flug aufbrechen und zwischendrin rumpiepsen
Das Abendessen war beide Male lecker, es gab Suppe und Vorspeise serviert am Tisch, den Hauptgang in Buffetform und das Dessert wieder serviert. Selbstverständlich beinhalteten die Dessertkreationen beim Abendessen und Lunch fast immer die seltsame Pfefferminzschokolade Das Swasibrot ist für uns Deutsche sowohl von Geschmack als auch von Konsistenz her... gewöhnungsbedürftig. Wir haben lieber Salate gegessen
Auf dem mit Petroleumlampen ausgeleuchteten Weg zurück diskutierten wir die Eindrücke des Tages, bevor wir nach einer Dusche im fast Dunkeln ins Bett fielen und super schliefen.
Pünktlich um 05:30 wurden wir mit Kaffee und Keksen geweckt, schnell den Schlaf aus den Augen gewaschen, angezogen und ab zu Sibu, unserem Guide. Denn heute ging es zum Morning Walk, worauf wir uns schon sehr freuten.
Dieser war dann auch wirklich klasse, Sibu erklärte uns viel zu Flora und Fauna, unter anderem erzählte er, dass die großen Kakteenartigen Bäume verdammt giftig sind und man auch erblindet, wenn etwas ins Auge kommt. Gleichzeitig hat jedoch fast jede Swasi-Familie einen im Garten stehen, er soll Blitze fernhalten. Wir lernten Dinge über Termiten, schauten mittels eines Stöckchens, ob Skorpione in den Löchern im Boden sind und dann entdeckte Sibu zwei Nashörner, die auf dem Boden lagen und entspannten.
Wir näherten uns langsam den Tieren und kamen ziemlich nahe an sie ran, diese liessen sich nicht stören und so genossen wir den Augenblick.
Das war ein toller, lehrreicher und wunderbarer Walk. Zurück im Camp gab es Frühstück, dann eine kleine Pause vor dem Game Drive, Lunch, Pause und noch ein Drive vor dem Abendessen.
Zwischendurch unterhielten wir uns noch mit Sibu und fragten ihn ein paar Dinge über Swasiland, den König und das Leben hier.
Swasiland ist ein tief traditionell verwurzeltes Land, der Kontrast zu SA wird schon sehr deutlich. Sibu plauderte über seine Familie, sein Vater habe zwischenzeitlich 4 Frauen gehabt, nun leben nur noch 2 seiner "Mamas". Polygamie ist dort völlig normal, der amtierende König hat 13 Frauen und regiert gemeinsam mit seiner Mutter. Auch ist er sehr geschätzt bei den Bewohnern. Wenn jemand arm ist, kein Geld hat, kann dieser zum König gehen und der gibt ihnen etwas. Auch tue er viel für die Bevölkerung in puncto Bildung etc.
Die traditionellen Tänze, die wir schon im Hlane NP sehen durften, gab es hier auch abends. Diese Tänze werden aufgeführt, um Familie, Gästen oder auch Freunden Wertschätzung entgegenzubringen. Auch bei Festen dürfen sie nicht fehlen und sie tanzen auch regelmäßig zu Hause. Die Erklärungen hierzu (die es im Hlane nicht gab) führten bei mir dazu, dass ich auch keine "Hemmungen" mehr hatte, das Spektakel zu geniessen.
Nach dem Lunch waren Rhinos ganz in der Nähe vom Camp gesichtet worden und wir liefen die kleine Anhöhe in Richtung Hide hoch. Gemächlich liefen sie durch den Wald. Das Mkhaya besitzt zwar Gates, diese halten jedoch nur die Büffel und früher die Elefanten fern. Alle anderen Tiere können ungehindert zum Camp gelangen. Elefanten gab es früher eine Menge im Mkhaya, allerdings wurden diese ausquartiert, da sie zunehmend die Vegetation zerstörten und somit auch das Futter der anderen Tiere. Dass die Dickhäuter ziemlich gewütet haben, sieht man auch immer noch.
Beim Afternoon Drive fuhren wir uns noch einen Platten, das war aber schnell behoben, da ein patrouillierender Ranger vorbeikam und mit Sibu fix das Rad wechselte.
Tags drauf war es nach dem Frühstück und einem erneuten Drive, bei dem es ganz schön regnete, Zeit die Zelte abzubrechen.
Wir zahlten unsere Getränke, fütterten die Tipbox und wurden zu unseren Autos gefahren.
Mein Fazit zu Swasiland: Tolle, offene und sehr sehr nette Leute. Die allermeisten Leute, die in der Tourismusbranche arbeiten können wirklich passables Englisch und sie unterhalten sich gerne mit einem. Die Besuche im Hlane NP und dem Mkhaya Game Reserve waren toll, in dieser geschützten Touriatmosphäre vergisst man aber gerne, dass Swasiland ein bitterarmes Land ist. Zwei Drittel der Menschen leben von weniger als 1,30$ pro Tag. Da wird man ganz schön auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, während man locker flockig mehrere Hundert € für zwei Nächte liegen lässt.
Auf dem Weg durch Swasiland hat man immer wieder Dörfer und Städte gesehen, bei denen man den Hauch einer Ahnung bekommt, wie die Leute hier leben. Infrastrukturell waren die Straßen wirklich gut, es wird auch fleißig gebaut.
Zum Mkhaya Game Reserve - wer hier überbordenden Luxus erwartet ist falsch. Es sind einfache, sehr saubere und hübsch gemachte Unterkünfte ohne viel Chichi. Das Essen ist solide und bodenständig, die Game Drives mit Sibu waren super. Einmal hatten wir Richard, seine Kollegen, dieser war weitaus reservierter als Sibu und so richtig sprang der Funke nicht über.
Das Personal ist super nett, die Getränkeauswahl vernünftig und das local beer soll gut sein Insgesamt mal eine ganz andere Erfahrung, uns hat sie an Eindrücken und Erinnerungen reicher gemacht.
Insgesamt würde ich jederzeit wieder ein paar Tage in Swasiland mitnehmen, wenn es von der Reiseroute her passt. Nur durchfahren lohnt sich in meinen Augen aber nicht, da sollte man schon 1-2 Nächte einplanen.