Südafrika Forum

Ihr Lieben, die ihr das Südafrikaforum mit Herzblut mit so vielen Infos und spannenden Diskussionen bereichert und pflegt:
Heute möchte ich mich sehr herzlich bei euch für all das bedanken. Und zwar mit einem kleinen Reisebericht.

Monatelang habe ich hier gelesen und für mich geplant und mich vorgefreut. Und eure Berichte und Anregungen für andere waren mir eine Hilfe und Inspiration.
Deswegen: merci.

Nachdem wir 2014 in Tansania und auf Sansibar waren, haben wir uns ein wenig verliebt. Vielleicht nicht in ganz Afrika, vielleicht aber in eine Idee, die wir davon hatten. Im November 2015 sind wir der Idee gefolgt und nach Südafrika gereist. Und, ihr ahnt es natürlich, der nächste Flug nach Südafrika für den Oktober dieses Jahres ist natürlich auch schon wieder gebucht. Warum sollte man sich wehren gegen etwas, das stärker ist?
Die Eckdaten unserer Reise im vergangenen Jahr:

Flug mit Etihad nach Johannesburg, direkte Weiterfahrt Richtung Sabie, Panoramaroute, Kruger National Park, Piet Retief, St. Lucia, Flug von Durban nach Johannesburg und nach einer Zwischenübernachtung (insgesamt 10 Tage) weiter nach Mahé und La Digue (Seychellen, 7 Tage).


Tag 1: Ankommen

Mit dem Flug klappt alles wie am Schnürchen. Auch beim Zwischenstopp in Abu Dhabi werden wir nicht verhaftet, wie der für mich zuständige Mann in seiner letzten sich aufbäumenden Vorurlaubspanik befürchtete. Zur Erklärung: Er reist gern mit, hasst aber die Planung einer jeden Reise, die damit also immer mir obliegt. Kurz vor Abflug überkommt es ihn aber manchmal und er googelt wild unnütze Dinge. So auch das Ding, dass wehrlose Touristen angeblich eingekerkert werden in den Emiraten, weil sie vorher noch ein Mohnbrötchen gefuttert haben. Nun, wir haben es überraschenderweise auch ohne Knast geschafft und landen vormittags in Johannesburg. Nach dem üblichen Prozedere schnappen wir uns unseren zu kleinen Mietwagen (einen Ford irgendwas, jedenfalls einen Kleinwagen - beim nächsten Mal wird es eine Nummer größer) und fahren direkt bis nach Sabie in unser erstes Guesthouse, die Gunyatoo Trout Farm.







Das letzte Stück des Weges dorthin erfordert noch einmal ein bisschen Konzentration. Und das Aussteigen erfordert Mut, denn es begrüßen uns zwei riesige Doggen, die größer als unser zu kleines
Auto sind, und noch ein ganzes Rudel mehr. Der Mann, ausgeruht, weil er ja nicht fahren muss, traut sich auszusteigen. Ich warte ab, ob er gefressen oder zumindest angenagt wird, aber die Kameraden sind friedlich und nur sehr neugierig. Ansonsten ist es still und wir laufen ein bisschen schüchtern herum, klopfen und treten in das wirklich wunderschöne Haus ein. Und sind hin und weg. Wir sind auch hin und weg von Debbie und Bob, denen dieses Kleinod gehört (lasst euch von der Website nicht täuschen, es ist so viel netter dort, als man meinen mag). Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste, es ist herrlich still und wir ruhen uns nur noch ein bisschen aus von der langen Anreise, machen einen kleinen Spaziergang auf dem großen Gelände, begleitet von Coco, dem Labrador, und werden abends von Debbie mit einem Dreigangmenü bekocht. Sie ist eine passionierte und wirklich ausgesprochen gute Köchin – was ihr ein dekorierter Sternekoch, der zuerst inkognito bei ihr zu Gast war und sich dann zu erkennen gab, auch schon mal gesagt hat. Sowieso sind die beiden toll und herzlich und essen mit uns zu Abend und plaudern so nett und ungezwungen mit uns, dass wir nach viel Wein erst gegen Mitternacht ins Bett fallen.

Ein wirklich wunderbarer erster Stopp und dicke Empfehlung für dieses Guesthouse!

Wie großartig, ihr alle!
Ich freue mich, dass ihr in der Rentier-Rennkamel-Ford-Karawane dabei seid. Ich bemühe mich um baldige Fortsetzung.

Tag 2: fast Panoramaroute - der klassische Anfängerfehler



Wunderschönster Sonnenschein erwartet uns und wir verabschieden uns wortreich von Debbie und Bob. Und kommen natürlich viel zu spät weg, weil jeder Hund noch gekrault werden will. Aber davon lassen wir uns gern die Zeit stehlen. Die Piste, die ich dann ralleyefahrerlike absolviere, tut ihr Übriges dazu, dass die Zeit nur so davonfliegt. Während ich schwitze und Sorge habe, das kleine Auto zu ruinieren (wobei, so im Nachhinein betrachtet wäre da auch nicht viel zu ruinieren gewesen, aber mei ...), drückt der Mann selig auf seinem neuen technischen Spielzeug rum und fotografiert alles, was ihm so vor die Linse gerät. Und ich sinniere im Stillen darüber, was ich so oft hier in diesem Forum gelesen habe: bloß nicht die Strecken und die verstreichende Zeit in Südafrika unterschätzen. Klassischer Anfängerfehler. Aber trotzdem ist alles um uns herum wunderbar und neu und grün - und ich verzeihe mir den Fehler selbst. Und ja, es ist Urlaub. So fühlt es sich an. Und das fühlt sich verdammt gut an.



Für diesen Tag nehmen wir uns spontan dann gar nicht mehr viel vor, sondern fahren nur noch gemütlich zur Tanamera Lodge, in der wir die kommenden beiden Nächte verbringen werden. Die Empfehlungen, die man weithin dazu lesen kann, möchte ich teilen. Es ist einfach schön dort. Ein angenehmer, dezenter Luxus, ohne protzig zu sein. Nette Gastgeber, gutes Essen, traumhafte Aussichten.
Wir überlegen, das Abendessen in unserem Zimmer einzunehmen, ein bisschen Zweisamkeit ist ja manchmal auch gar nicht so schlimm. Vor allem, wenn der Mann es übers Herz bringt, die Technik aus der Hand zu legen. Und sowieso können fremde Menschen ja manchmal ganz schön seltsam sein. Letztlich entscheiden wir uns aber doch für Gesellschaft. Das Brüsseler Paar neben uns ist nett und wir unterhalten uns in drei Sprachen. Die bayerische Gruppe auf der anderen Seite finde ich von Natur aus seltsam (sorry, falls ihr hier mitlest, Leute - es war dann doch echt cool mit euch). Aber nur bis zu dem Zeitpunkt, als das von ihnen gewählte Dessert kommt: Obstsalat mit Chili. Die Damen husten, laufen rot an und fluchen Unverständliches. Aber sie fluchen. Wir anderen, die wir den sündigen Brownie gewählt haben - von nix kommt nix -, lachen. Tränen fließen. Aus vielerlei Gründen. Und ich find's doch ganz okay mit allen zusammen an diesem großen Tisch. (Vielleicht wirkt aber auch nur der südafrikanische Wein sehr gut.)