Hallo allerseits,
Wir sind nun von unserer Südafrika-Tour zurück; die Eindrücke sind noch frisch. Weil wir hier im Forum einige gute Tipps bekommen haben, möchten wir uns mit einem kleinen Reisebericht revanchieren. Vielleicht kann ja der eine oder die andere damit etwas anfangen.
Zwei Welten
Die Ankunftszeit in Kapstadt war ungünstig: mitten in der Nacht. Und man hört ja so einiges über die etwas komplizierte Sicherheitslage… Auch der Reise-Know-how-Führer rät von der nächtlichen Anreise ab. Ging aber nicht anders und war halb so schlimm. Am Flughafen wurden wir mit Namensschildchen erwartet, das erste Mal – ein erhebendes Gefühl;-) Die sehr nette Shuttle-Fahrerin karrte uns in unser Gästehaus (
(Der Link ist für Gäste ausgeblendet. Um ihn zu sehen, bitte registrieren!) ). Diese Herberge bekommt von uns ein besonderes Lob. Mit 55 Euro ist es für landestypische Verhältnisse geradezu preiswert und das Frühstück schmeckte äußerst lecker. Von Sweet Orange kann man, vorausgesetzt man ist nicht gänzlich fußlahm, am Strand lang bequem zur Waterfront latschen. In der Nähe befindet sich ein Seafood-Restaurant aus einer Kette namens Ocean Basket. Ebenfalls sehr zu empfehlen. Lecker Scampis und Co. zu akzeptablen Preisen. Ansonsten absolvierten wir das übliche Touristen-Pflichtprogramm (Waterfront, Aquarium, Rundfahrt, Tafelberg).
Der nächste Stop war Frenchhoek im Wineland – angeblich die Gourmet-Metropole in SA. Wir brachten es allerdings fertig, dort ausgesucht schlecht zu speisen. Hatten keinen großen Hunger und dachten uns „Eine schmackhafte Kleinigkeit tut es ja auch“ und steuerten eine Lokalität mit dem vielversprechenden Namen „Träumerei“ an. Dieses Etablissement liegt direkt an der Haupstraße und hat sich souverän einen Warnhinweis verdient. Jede Uni-Mensa ist dagegen ein Feinschmeckertempel. Da hatten wir uns was anderes erträumt. Nach einer Nacht gings weiter nach Montagu, ebenfalls im Wineland und laut Zimmervermittlerin im Touristenbüro an der Waterfront ein wunderschönes Örtchen. Naja, ganz nett, mehr aber auch nicht. Hier verliefen unsere kulinarischen Versuche jedoch deutlich erfolgreicher. Insgesamt fanden wir die Wineroute nicht sonderlich berauschend. Das geht in Europa besser. Die Weine allerdings sind sehr lecker.
Daraufhin gings nach Oudtshoorn, einer ebenfalls recht müden Ansammlung von Häusern und Straußenfarmen. Unser ebenfalls schon von Cape Town gebuchte Unterkunft verkauft sich als so genannte Wellness Lodge (
(Der Link ist für Gäste ausgeblendet. Um ihn zu sehen, bitte registrieren!) ), vertrömte jedoch eher den Charme eines Bestattungsinstitutes. Immerzu Hintergrundmusik in allen Zimmern, im Pool-Bereich und überhaupt überall. Und zwar mit dem Schlimmsten vom Popmarkt aus den 60ern bis heute, nachgespielt von einer Kapelle Untoter. Grauenhaft. Auf unser Insistieren schaltete man den akustischen Terror dann ab. Ohne Musik war die Stimmung allerdings noch gedrückter als ohnehin schon. Wenn das Wellness sein soll… Zur unentspannten Atmosphäre trug bei, dass wir die einzigen Gäste waren. Laut Zimmervermittlung in Cape Town sollten wir unbedingt vorbuchen, was sich als ausgemachter Blödsinn erwies. Hier geht’s wohl eher um Provisionen. Die Cango Caves in der Nähe von Oudtshoorn sollte man auf keinen Fall auslassen. Eindrucksvoll wird es, wenn der Guide das Licht in der riesenhaften Höhle für einen Moment ausschaltet. Die Straußenfarmen haben wir uns geschenkt, wir besuchen hierzulande auch keine Hühnerfarmen.
Jetzt war für vier Tage Knysna angesagt, wo wir in der Inyati Lodge logierten (Adresse steht im Reise-Know-how). Knysna selbst gibt nicht viel her, die Besichtigung der Knysna Heads ist allerdings spektakulär. Leute mit Höhenangst bekommen hier weiche Knie. Der Strand präsentiert sich ebenfalls grandios. Von hier erledigten wir zudem den Ausflug in den Tsitsikamma-Nationalpark, der mit einer wilden Küste aufwarten kann. Ist ein bischen Gurkerei bis dahin, aber machbar und lohnenswert.
Von Port Elizabeth hatten wir einen Inlandflug (per Internet) nach Johannesburg gebucht (
(Der Link ist für Gäste ausgeblendet. Um ihn zu sehen, bitte registrieren!) ), um daraufhin die Panoramaroute und den Krüger-Park zu befahren. Auch hier hatten wir vorgebucht (Pretoriuskop). Erstere ist landschaftlich großartig und unbedingt einen Tagesausflug wert. Das Gras im Krüger-Park war leider recht hoch, da es für die Jahreszeit untypisch viel geregnet hatte. Trotzdem sahen wir viele Tiere aus nächster Nähe, auch wenn wir die Big Five nicht vollgekriegt haben. Rinozerosse und Leoparden machten einen weiten Bogen um uns, warum, wissen wir nicht. Elefanten und Rhinos müssen jedenfalls theoretisch reichlich da gewesen sein, denn die Straße war abschnittsweise flächendeckend dichtgekackt. Kenner sagen, wir haben hier nur an der Oberfläche gekratzt; trotzdem war der Krüger schön.
Ende des touristischen Programms.
Ein paar Sätze muss ich noch zu Südafrika und seinen Schwierigkeiten loswerden. Auch wenn wir uns nirgendwo bedroht fühlten, hat dieses Land leider ein nicht zu übersehendes Sicherheitsproblem. Stacheldraht, Alarmanlagen, Wachleute allerorten. Abends irgendwo schlendern gehen – Fehlanzeige. Man fährt Auto, und zwar überall hin. Die einheimischen Weißen, oftmals deutsche Auswanderer, die das ganze Touristengeschäft in der Hand haben, interpretieren die Sache anders: Hier geht man halt nicht, sondern fährt, ist eine andere Kultur usw. Alles richtig. Aber trotzdem scheiße. Man geht ja nicht deswegen nicht, weil man nicht geht, sondern weil das schlicht nicht möglich ist.
In Südafrika lebt es sich – vorausgesetzt, man ist weiß - sehr komfortabel. Wir kamen uns allerdings manchmal vor wie in einem Luxusgefängnis. Man kann sich diese Sache zwar irgendwie zurechtlügen, wir haben sie jedenfalls gelegentlich als nicht angenehm empfunden. Mal kurz in den Biergarten gehen und angebraten wieder nach Hause wanken ist nicht drin. Bürgersteige sind aus diesem Grund auch garnicht erst vorgesehen. Ist ähnlich wie in den USA, wo man selbst zum Klo mit dem Auto fährt.
Dass die Arpartheit offiziell noch nicht lange her ist, kann man überall deutlich sehen: Die Weißen fahren Auto, die Schwarzen laufen. Die Weißen wohnen in abgeschottenen Villen, die Schwarzen in absolut jämmerlichen Baracken. Weiß ist der Arbeitgeber, schwarz das Dienstpersonal. Ich habe hier absichtlich etwas Schwarzweiß gemalt, es gibt inzwischen auch einige reiche Schwarze, am Gesamtbild ändert das jedoch nicht viel.
Folglich bekommt man als Tourist auch kaum Kontakt zur schwarzen Bevölkerungsmehrheit.
Wo die hohen Kriminalitätsraten herkommen, kann man sich leicht ausmalen.
Oftmals hatten wir den Eindruck, dass die Schwarzen sich möglichst unauffällig verhielten, manchmal beinahe ängstlich, fast so, als wenn sie am liebsten unssichtbar wären. Null Selbstbewusstsein. Ganz anders als beispielsweise in der Karibik, wo die Leute eine ausgeprägte Kultur entwickelt haben, die sich in der Musik, in aufwendigen Frisuren usw, zeigt. In Südafrika existiert so etwas bestimmt auch irgendwo, ist jedoch schwer zu finden.
Südafrika hat bei uns einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Auf der einen Seite gibt es spektakuläre Natur zu bewundern, auf der anderen muss man sich mit den Sicherheitsproblemen und der traurigen Geschichte des Landes inklusive seinen negativen Begleiterscheinungen arrangieren. Wir teilen den im Moment weitverbreiteten SA-Hype deshalb auch nur eingeschränkt. Das wir nochmal dorthin reisen, ist eher unwahrscheinlich, zumal der Aufenthalt dort recht kostspielig ist. Im Prinzip lässt es sich wohl weniger teuer leben, als es uns gelungen ist, aber das ist nicht ganz einfach. Es fehlt viel Infrastruktur, beispielsweise existiert ein brauchbares öffentliches Nah- und Fernverkehrssystem wie in asiatischen oder lateinamerikanischen Ländern höchstens rudimentär. Auch preiswerte Guesthouses sind Mangelware. Falls wir noch einmal in Afrika Urlaub machen, dann vielleicht in Tansania, jedenfalls in einem Land, in dem man intensiveren Kontakt zur ursprünglichen Bevölkerung bekommt. Ich hoffe, dieser Text kommt nicht zu negativ rüber, das soll er nicht. Wir waren mit unserem Urlaub zufrieden. Das Essen war gut, das Wetter bestens, Probleme irgenwelcher Art sind uns nicht über den Weg gelaufen. Alles in allem sehr okay, auch wenn die ganz große Begeisterung ausblieb.
Jürgen