Hallo,
meine ganz persönliche Erfahrung mit SANParks und hier mit einem Drive.
Am 16.03.2013 in Mata Mata im KTP angekommen wollten sich meine Frau und ich nach 12 Jahren Südafrika auch mal das Erlebnis Game Drive erfahren. Es sollte eine Erfahrung der ganz besonderen Art werden !
Für den ersten Abend war ein Nightdrive geplant. Die Dame an der Rezeption meinte, man wisse noch nicht genau, ob die Fahrt stattfindet. Irgendwas mit dem Licht war nicht in Ordnung. Drei Stunden später gab es Entwarnung: die Fahrt fand statt. Kurzum eine ganz unterhaltsame, 2-stündige Geschichte mit drei anderen Paaren, von denen zwei mit Spotlights versuchten, Tiere in den Fokus ihrer Laternen zu bekommen. Meine Taschenlampe war übrigens stärker als die Spotlights, was selbst dem Guide eine positive Reaktion entlockte.
Der zweite Abend sollte dann mit dem Sunsetdrive für uns beginnen und nach Beendigung auf unserer Chaletterasse mit einem leckeren Steak enden.
Wir waren früh am Treffpunkt und die einzigen Teilnehmer. Der Guide (weiß, ca. 24 Jahre) war derselbe wie vom Vorabend. Er erzählte uns, dass es seine letzte Fahrt sei. Am nächsten Tag verlasse er (nach nur 3 1/2 Wochen) das Camp und SANPark, weil die Arbeitsbedingungen zu wünschen übrig ließen. Trotzdem wolle er uns aber eine gute Fahrt bieten. Er sollte Recht behalten.
Es ging also los auf dem gleichen Weg, den wir schon am Abend zuvor im Dunkeln gefahren waren. Nach ca. 1 1/2 Stunden und ca. 26 km vom Camp entfernt auf einem kleinen Loop zu einem Wasserloch stoppte er plötzlich. Auch uns war aufgefallen, dass das Fahrzeug nicht mehr so ganz in der Spur blieb und richtig: ein platter Reifen? Nein sondern derer zwei ! Beide Zwillingsreifen hinten rechts waren defekt.
Auf meine Frage nach Ersatzreifen war die Antwort, dass leider nur einer vorhanden sei. Ob der die 26 km Rückfahrt durchhalten würde, ohne Folgeschäden am Fahrzeug zu verursachen, sei fraglich. Aber ein Kollege im Camp sitze praktisch als Backup in Bereitschaft. Falls wir bis 21.00 Uhr (die Fahrt ging bis 20.00 Uhr) nicht im Camp seien, würde er sich auf die Suche machen.
Auf meine Frage, ob es denn keinen Funk gäbe, mit dem man die entsprechenden Stellen benachrichtigen könne, war die Antwort nein. Keines der Fahrzeuge sei dementsprechend ausgerüstet. Es war 19.30 Uhr und wir wollten nicht darauf warten, bis sich jemand nach 21.00 Uhr auf den Weg macht. Also fragte ich, ob er denn eine Telefonnummer habe, die er kontaktieren könne. Es gäbe aber kein Mobilfunknetz war die Antwort.
Da solle er sich mal keine Gedanken machen, es gäbe ja auch noch Satellitentelefon. Also übergab ich ihm den Hörer und er rief seinen Chef an, der versprach, alles in die Wege zu leiten und uns zurückzurufen.
Es war inzwischen dunkel geworden und die Temperaturen waren noch angenehm.
Nach dem nach 10 Minuten immer noch kein Rückruf erfolgt war, bat ich den Guide erneut um einen Anruf. Gesagt, getan, Chef war am Telefon und bestätigte, alles in die Wege geleitet zu haben. Da in Mata Mata nach Torschließung um 19.00 Uhr die Rezeption nicht mehr besetzt war, hatte er dort zwar niemanden mehr erreicht, Hilfe sollte jedoch von Camp Urikaruus oder sogar von Twee Rivieren kommen. Die Erklärung, warum er nicht zurückgerufen hatte war: sein Telefon lasse keine Gespräche mit Satellitentelefonen zu.
Es war mittlerweile 21.00 Uhr. Seit dem letzten Anruf war eine Stunde vergangen und Hilfe war nicht in Sicht. Also machte ich diesmal selbst noch einen Anruf. Ein Mitarbeiter meldete sich und auf meine Bemerkung, dass auch der geduldigste Mensch auch mal die Geduld verlieren könnte, versprach man nochmal, alles Mögliche zu tun. Hatte man uns das nicht schon vor Stunden versprochen? Es war also angesagt, uns irgendwie die Zeit zu vertreiben. Der Junge gab sich wirklich alle Mühe, aber nach drei Stunden kannten wir den südlichen Sternenhimmel aus dem Effeff. Auch hatten wir uns an das Gebrüll der Löwen gewöhnt und konnten den Ruf eines Schakals von dem einer Hyäne unterscheiden. Da der Mond untergegangen war, war es stockdunkel, die Temperaturen näherten sich der 20° Marke. Natürlich waren keine Decken vorhanden, es wurde langsam frisch und der Hunger meldete sich. Schließlich hatte man ja ein opulentes Abendessen geplant und deshalb am Tage etwas kürzer getreten.
Es war mittlerweile 22.30 Uhr. Die versprochene Hilfe war vielleicht überall im Park nur nicht bei uns, sein Backup-Guide hatte es wohl auch versäumt, auf die Uhr zu schauen, um festzustellen, dass er sich hätte längst auf die Suche machen müssen
Also der Entschluss: ein Reifen wird gewechselt, um so nach Hause zu kommen. Der Guide machte sich an die Arbeit, wir unterstützten ihn mit den Spotlights vom Vorabend, um durch das Licht mögliche Annäherungen von Tieren zu bemerken. Die Löwen brüllten mal wieder in der Ferne, als unser Guide außerhalb des Fahrzeuges das Bordwerkzeug auspackte, um festzustellen, dass der Wagenheber kaputt war. Nix war also mit Reifenwechsel. Wär ja auch zu schön gewesen, wenn mal etwas geklappt hätte.
Der Rest geht schnell oder besser fährt langsam. Ich forderte den Guide auf, nun auf den platten Reifen den Rückweg anzutreten, egal was mit der Achse oder der Felge passiere, was dieser dann auch tat. Mit 15 km/h machten wir uns auf den Weg, die 26 km zurück nach Mata Mata, das wir schließlich um 0.30 Uhr erreichten. Da um 23.00 Uhr im Camp der Strom abgestellt wird, konnten wir uns noch nicht einmal einen Tee kochen, um die durchgefrorenen Knochen zu wärmen. Von Essen konnte keine Rede sein. Uns war der Appetit sowieso vergangen.
Am nächsten Morgen verließen wir Mata Mata und den KTP, nicht bevor wir dem Chefranger und Leiter der Hilfsaktion einen Besuch abgestattet hatten. Er entschuldigte sich vielmals, hatte aber auch keine Antwort auf die Fragen, warum keine Hilfe auf sein Betreiben hin gekommen ist, warum der Backup-Guide aus Mata Mata versagt hatte, warum seine Guides keinen Funk hätten, warum Fahrzeug und Bordwerkzeug in schlechtem Zustand waren, warum keine Decken an Bord waren, warum eine Rezeption nicht besetzt bleibt solange Fahrzeuge mit Besuchern draußen sind und überhaupt, ob dass das Sicherheitsverständnis von SANParks seinen Besuchern gegenüber sei.
Ich versuchte ihm auszumalen, was hätte passieren können, wenn andere Passagiere an Bord gewesen wären, die die Angelegenheit nicht so relativ gelassen hingenommen hätten und womöglich panisch reagiert hatten. Ein Achselzucken und wiederholte Entschuldigungen waren die Reaktion.
Als Entschädigung wollte er uns einen Ersatzdrive anbieten, den ich aber aus verständlichen Gründen dankend abgelehnt habe. Er wolle uns einen Report über die Angelegenheit zukommen lassen, nachdem er mit seinen beiden Guides aus Mata Mata gesprochen hatte. Darauf warte ich genauso bis heute, wie auf die großzugige Erstattung des Fahrpreises auf mein SA Konto. Natürlich habe ich eine Erinnerungs-Mail geschrieben, der Herr ist aber bis Mitte April nicht im Hause.
Ja man kriegt schon was geboten bei SANParks, ob man will oder nicht. Ich werde daraus meine Konsequenzen ziehen und dieses unbewegliche, starre, staatliche Unternehmen meiden wo ich nur kann. Drives nie wieder und Übernachtungen in Camps nur in Fällen, wo es gar nicht anders geht.
Auf der anderen Seite: AFRICA IS NOT FOR SISSIES !!!
Ich bitte um Entschuldigung für den langen Bericht, aber es ist mir ein Bedürfnis in dieser Ausführlichkeit und Deutlichkeit darüber zu schreiben.
Beste Grüße
Hilmar