Hallo, Sportsfreundinnen und Sportsfreunde!
Als neues Boardmitglied treibe ich mich natürlich auch in Threads herum, die längst abgehakt zu sein scheinen, und eben bin ich in diesem Sportthread hier hängengeblieben.
Darin stieß es mir auf, dass es angeblich noch keine Tennisstars aus Südafrika gegeben habe
. Und gut: Die Riesenstars gab es tatsächlich noch nicht, und genauso stimmt, dass es zurzeit mit dem südafrikanischen Profi-Tennis nicht zum allerbesten steht - aber letzteres verbindet Südafrika ja mit Deutschland. Tatsächlich hört man in der Szene zurzeit allenfalls mal den Namen Wayne Moodie, der zwar in den USA lebt, aber nach wie vor Südafrikaner ist. Laut Statistik war aber seine bisher höchste Notierung in der Weltrangliste gerade mal die 54 (oder 57 oder sowas).
In der Vergangenheit sah das aber besser aus - wobei das südafrikanische Tennis übrigens davon profitierte, dass die SpielerInnen während der Apartheidjahre NICHT international boykottiert wurden, wie es in den meisten anderen Sportarten ja der Fall war. Erinnert ihr euch etwa nicht mehr an Kevin Curren? Der verlor 1985 in Wimbledon das Finale gegen den damals siebzehnjährigen Boris Becker ("Äääääh .... mental"). Curren spielte zwar damals offiziell für die USA, war aber dort erst einige Monate zuvor eingebürgert worden. Er stammt nämlich aus Durban. In den neunziger Jahren ging er übrigens nach Südafrika zurück und übernahm die Betreuung der südafrikanischen Davis-Cup-Mannschaft.
Ebenfalls in den achtziger Jahren und Anfang der neunziger Jahre gab es einige weitere süfafrikanische Tennisspieler, die durchaus Erfolg hatten, in der Öffentlichkeit aber nicht ganz so sehr auffielen, weil sie sich mehr auf Tennis-Doppel verstanden. Da fallen mir vor allem Pieter Aldrich, Christo van Rensburg, Danie Visser und Grant Stafford ein.
Später gab es dann noch einen Spieler aus Johannesburg, den zumindest einige von euch auch noch kennen sollten: Wayne Ferreira. Der hielt sich recht lange in der erweiterten Weltspitze, gewann auch einige Masters, aber keine Grand Slam-Turniere, und im Großen und Ganzen muss man von ihm sagen, dass er offensichtlich immer mehr drauf hatte, als er es in der Regel umsetzen konnte. Einige Beobachter warfen ihn sogar Diplizinlosigkeit und Faulheit vor - da weiß ich aber nicht, ob das wirklich gerechtfertigt war.
Ungefähr im selben Zeitraum wie Wayne Ferreira spielte auch Marcos Ondruschka, der jedoch außer bei seinem Sieg über Goran Ivanisevic bei der Sommerolympiade 1996 in Atlanta nie so richtig doll auffiel.
Aber wenn ich an südafrikanisches Tennis denke, fällt mir als erstes eigentlich immer mein persönlicher Tennisliebling ein: Amanda Coetzer. Die ist 1971 geboren und hatte ihre besten Profijahre zwischen 1995 und 1999. Sie war zwar sehr hübsch, aber mit 158 cm auch sehr klein, was beim Tennis ja nun schnell ein objektiver Nachteil sein kann. Diesen Nachteil machte sie aber durch schnelle Beine, eine beneidenswerte Ausdauer und vor allen Dingen auch "Köpfchen" wett. Sie spielte den Ball oftmals nur von der Grundlinie, hielt ihn dafür aber so lange im Spiel, bis die Gegnerin nicht selten entweder übermüdet
oder aber ein Fall für die Psychiatrie
war. Und obwohl Amanda Coetzer nie den ganz großen Erfolg hatte (einige Siege bei mittelgroßen Profiturnieren und zweimaliges Erreichen des Halbfinales bei den Australian Open waren das Höchste), hatte sie die Begabung, ausgerechnet die jeweils absoluten Topspielerinnen zu quälen, - zum Beispiel siegte sie gegen Martina Hingis und Lindsay Davenport, als diese gerade jeweils die Nummer 1 der Weltrangliste waren. Gegen Steffi Graf gewann Amanda Coetzer gar viermal! Das erste Mal 1995 bei den Australian Open, und dann 1997 gleich dreimal, nämlich wiederum bei den Australian Open, dann bei den German Open und schließlich bei den French Open. Beim Spiel in Berlin gewann Amanda Coetzer sogar mit 6:0 und 6:1. Ich weiß nicht, ob Steffi Grad und ihr Ehemann Andre Agassi noch eine Tochter planen, aber wenn ja, bin ich mir sicher: Steffi wird das Mädchen in keinem Falle Amanda nennen.
Noch etwas zur Quotenregelung beim Rugby und beim Cricket: Ich bin selbst seit über zwanzig Jahren ein echter Rugbyfan und würde das mit der südafrikanischen Quotenregelung inzwischen recht entspannt sehen. Zum einen gab es schon in den neunziger Jahren mit Chester Williams einen schwarzen Rugbyspieler, der auch ohne Quotenregelung auf jeden Fall in der Nationalmannschaft (den "Springboks" oder "Bokke") gespielt hätte. Bei der WM 2003 hatte ich dann in der Tat den Eindruck, dass die eingesetzten "Nichtweißen" nur "Quotenspieler" waren. Allerdings war die WM 2003 da kein Maßstab, denn die Mannschaft war auch auf anderen Positionen regelrecht fehlbesetzt und ging gegen England und letztlich gegen Neuseeland absolut unter. Hinterher kam auch noch ans Tageslicht, dass die Springboks für die WM ein Trainingslager über sich ergehen lassen mussten, das sie zwar bestens auf einen Aufenthalt in Guantanamo Bay vorbereitet hätte, aber nicht auf Spiele gegen die besten Rugbyteams der Welt.
Völlig zurecht wurde der Trainer Rudolf Straeuli nach der WM gefeuert (für mich völlig unverständlich, dass der Volldepp jemals eingestellt worden war). Der nachfolgende Trainer Jake White besetzte das Team fast komplett neu, wobei er zum einen völlig neue Spieler holte, zum anderen aber von Straeuli bereits als "zu alt" aussortierte Nationalspieler sozusagen "reaktivierte".
Seit dieser Zeit kommt es oft vor, dass mehr schwarze Spieler aufgestellt werden, als von der Quote gefordert, und zwar mit der einfachen Begründung: Sie haben das Niveau. 2004 gewannen die Springboks gleich mal die Trinations gegen Neuseeland und Australien, 2005 wiederholten sie diesen Erfolg FAST - obwohl sie eigentlich noch besser spielten als 2004, scheiterten sie ganz knapp an Neuseeland. Die Spiele 2005 wurden vom DSF übertragen, und ich hatte besonders viel Spaß an zwei schwarzen Springboks: Ricky January war so ziemlich der aggressivste Gedrängehalb, den ich jemals gesehen habe, und der Dreiviertelspieler Brian Habana war unheimlich schnell und wendig. In einem gewonnenen Heimspiel gegen Australien spielten gleich sechs "non-whites" (die Quote hätte nur zwei vorgeschrieben).
Zwar haben die Springboks von diesem Schwung inwischen wieder einiges verloren. Aber wenn ich mal ganz optimistisch bin, halte ich es für möglich, dass die "Bokke" bei der nächsten WM, die in diesem Herbst in Frankreich stattfindet, ins Halbfinale kommen. Finale oder gar Titel - nee, das glaube ich eigentlich nicht. Andererseits sage ich seit vier Rugbyweltmeisterschaften den Sieger immer falsch voraus. Wie viele andere Pseudoexperten auch tippe ich nämlich immer auf die All Blacks aus Neuseeland, und alle vier Mal sind diese an einem vermeintlich klar schwächeren Gegner gescheitert. Hat übrigens so manchen Trainerjob gekostet.
Mit völlig unsportlichen Grüßen
Daniel
P.S.: Drappa, hast du denn noch nicht davon gehört, dass man in den Tafelberg gerade eine Skisprungschanze hineinbaut? :O
P.P.S.: Ach Mensch, noch etwas zum Tennis! Roger Federer, der absolute Tennis-Überflieger - der isch zwar Schwyzer, od`rr, aber seine Mami
kommt aus Südafrika!