Ich habe vor ein paar Tagen einen ARtikel ueber die traurigen Zustaende der Bahn in Suedafrika verfasst. Ich habe gezoegert, ihn hier einzustellen, aber ich tu es jetzt.
Chaoszentrum Bahn
Seit dem 24 September 2020 ist in Südafrika die Pandemie-Stufe 1 teilweise in Kraft. Am 1. Oktober 2020 ist die Stufe 1 vollumfänglich implementiert, die Aussengrenzen sind offen. Touristen können wieder ins Land – ausser aus einigen Ländern, die infolge hoher Ansteckungszahlen gesperrt sind. Da gibt es Diskrepanzen, Ungerechtigkeiten und wie immer auch Unzulänglichkeiten. Das sind jedoch Details, nicht relevant für uns Ansässige.
In der Phase 5 der Pandemie, also Lockdown mit rigorosen Einschränkungen, kam die Wirtschaft zum Erliegen, auch die Bahnen verkehrten nicht mehr. Das gilt nicht nur für die Metro – das ist die S-Bahn der Ballungszentren – sondern auch für die Fernzüge Shosholosa und alle privaten Anbieter. In der Folge will ich erst auf die Stuation im Raum Kapstadt eingehen, danach werde ich die Provinz Gauteng, darin enthalten sind die Hauptstadt Pretoria und die Wirtschfatsmetropole Johannesburg noch kurz beleuchten. Schon vor dem Lockdown mussten die Metro Cape Town zwei Linien schliessen, weil der Kupfer- und Kabelklau ungeahnte Dimensionen angenommen hatte. Gar Glasfaserkabel wurden entwendet, es lief nichts mehr! Die Linie nach Kahyelitsha und jene nach Mitchell’s Plain, beides zweispurige Strecken, sind dmoliert, unbrauchbar. In die Transportlücke drängten sich nicht etwa die städtischen Golden Arrow Busse, nein, es war die Lobby der Taxis, der Kleinbusse, die das Geschäft an sich rissen. Hinweise deuten darauf hin, dass die organisierten Gangs zum Abbau der Bahnlinien von den Taxihaltern unterstützt werden.
Wie sieht das nun aus? Trotz vermehrtem Einsatz von Sicherheitskräften, wurden die kupfernen Oberleitungen weggeschnitten, geklaut. Kinder hängen sich an die Reste der herunterhaeängenden Draeähte und spielen mit der Riesenschaukel. Dabei ist es nicht geblieben. Die kurzen Streckenabschnitte, deren Schienen noch auf Stahlschwellen montiert waren, sind allesamt ‘rückgebaut’ worden, geklaut, weg! Danach kam der Schienenklau. Mit Motor-Trennscheiben wurden die Schienen gekappt, die Kleineisen über Kilometer weite Strecken entfernt und alles abtransportiert. Mit Lastwagen, in Sichtweite der Bewohner dieser Suburbs. Tagsüber und auch nachts. Egal, Polizei und Armee sowie Sicherheitskräfte waren und sind ob der Dreistheit der Diebe überfordert, letztlich liess man die Banden gewähren, man hatte nichts entgegen zu stellen! Einen Bürgekrieg wollte die Metro Rail (heute PRASA) auch nicht auslösen. Inzwischen sind die Metros in den Ballungszentren alle von der PRASA (Passenger Railway Agency South Africa) kontrolliert. Quasi als ‘privater’ Eigentümer. PRASA hat in den vergangenen drei Jahren fünf CEO’s und drei Verwaltungsräte (unisono) gesehen. Reorganisation, geschweige Organisation ist nicht in Kürze zu erwarten. Jeder neue CEO versucht Ordnung zu schaffen. Bald gibt die Person auf, wenn ihm mit dem Verlust seines Lebens gedroht wird. Das dauert jeweils rund drei Monate, dann hat die Korruption und das Gangstertum wieder Oberhand.
In Kapstadt sollten die noch befahrbaren Linien ab 1. Oktober 2020 wieder in Betrieb gehen. Es ist die Südlinie nach Simonstown und die obere Centralline via Bellville nach Eersteriver bis Strand in Betrieb (gewesen!). Der Rest ist Schweigen. Nicht etwa, dass die Oberleitung nicht mehr bestünde, nicht etwa weil Schienen oder Schwellen geklaut wurden. Es sind andere Umstände, die den Betrieb verhindern! Fehlende Signalisation etwa. Ersetzte Kabel, die schon wieder den Eigentümer gewechselt haben. Das dauert keine fünf Minuten, ist alles demontiert, was demontiert werden kann! Das gilt auch für die Stationen. Die Perrons sind meist mit Betonformsteinen belegt. Ein beliebtes Baumaterial in den informellen Wohnvierteln. Davor macht der Klau jedoch keinen Halt, denn Türen, Fenster und Einrichtungen wie Lavabos und Toiletten können auch gebraucht werden, also demontiert man das alles - und weg ist das Material. Dachstühle aus Holz – Mensch, man braucht doch Brennholz – das wird einfach zusammengestutzt, abtransportiert, die Dachbeläge möglichst chaotisch zertrümmert. Aber dafür sind meist andere Elemente zuständig. Uebrig ist eine Ruine, die nicht mehr als Billettausgabe oder Aufenthaltsraum für Stationspersonal dienen kann.
Das Bild um Johannesburg und Pretoria sieht nicht eben erfreulicher aus, eher noch chaotischer. Interessant, dass die Gautrain-Linien von dem Chaos nicht oder nicht stark betroffen sind. Gautrain funktioniert seit 1. Oktober wieder, uneingeschränkt! Seit geraumer Zeit wird – trotz Covid-19 – an der Erweiterung der Linien geplant. Die Vorbereitungen zum Bau sind im Gange. Die Metro hingegen ist in steigendem Masse beliebt als Lieferant von Baumaterial der meist illegal zugewanderten Bevölkerungsteile. Schreitet die Polizei oder gar die Armee ein, wird umgehend demonstriert (was in Südafrika mit geschändet und demoliert zu übersetzen ist), gefordert (we want!) und Chaos verbreitet. [Satz gestrichen. Bitte Netiquette beachten. Danke. Die Moderation] In der Provinz Gauteng funktionieren gerade zwei Metro-Linien von insgesamt 17. Die Schadensumme beträgt einige Milliarden US-Dollars! Der Schaden ist so gross, dass er das Jahresbudget für Transport und Tourismus des Staates übersteigt. Eine Ordnung in dieses Chaos zu bringen ist die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre ausgeschlossen, das haben Wirtschaftsexperten prognostiziert. Ohne Ordnung kein Wiederaufbau, ohne Wiederaufbau kein Bahnbetrieb, ohne Bahnbetrieb Chaos auf den Strassen und Schäden fuer die Wirtschaft infolge ausfallenden Arbeitskräften, in Milliardenhöhe.
Der Lockdown hat, so wurde es veröffentlicht, 2,2 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Es ist jedoch noch nicht überstanden, es könnten noch mehr werden. Offiziell sind 23,3 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung arbeitslos. Die Kumulation der Wirtschaftsverbände deutet aber auf 43,5 Prozent hin. Rund 52 Prozent der 19-24 jährigen arbeitsfähigen Bevölkerung ist abeitslos.
02. Oktober 2020
Hans Beat Schweizer, Kapstadt, Südafrika
Ich habe keine eigenen Bilder dazu. In diversen Medien sind jedoch welche aufgetaucht. Es ist fatal! Anders kann man die Situation nicht beschreiben.
Gartenbahner, Modellbauer, Vielreisender. Alles in der HP www.trainmaster48.net nachzulesen.